Bei Schwimmkursen gibt es bis zu drei Jahre Wartezeit

Die Kapazitäten im Kreis Viersen sind erschöpft. Die Folge: Viele Kinder lernen nicht mehr richtig schwimmen. Die DLRG schlägt Alarm.

Kreis Viersen. Ein Mal pro Woche Schwimmunterricht. Und das für gerade einmal 45 Minuten, meist inklusive umziehen. Das ist oft der Alltag beim Schulschwimmen im Kreis Viersen. Michael Grohe vom Landesverband NRW der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnt: „Jeder zweite Grundschüler macht kein Schwimmabzeichen.“ Damit meint Grohe nicht das Frühschwimmerabzeichen Seepferdchen, sondern Bronze, Silber und Gold. „Seepferdchen ist lediglich die Vorbereitung, aber danach kann niemand ,sicher’ schwimmen“, sagt Grohe.

Thomas Lamers kann diese Aussage nur bestätigen. Seit 33 Jahren arbeitet er im Kaldenkirchener Schwimmbad, ist Betriebsleiter vom Nettebad und Finlantis. Lamers beobachtet seit Jahren, dass immer weniger Grundschüler „richtig“ schwimmen lernen: „Viele denken, dass das Seepferdchen ausreichen würde“, sagt er.

Ein Problem: Oft fehlen die Möglichkeiten und die Kapazitäten. Rund 25 Prozent der Schulen in Deutschland haben keinen Zugang zum Schwimmbad. Tendenz steigend. „Konkrete Zahlen für den Kreis Viersen gibt es nicht“, sagt Gabriele Gotzen vom Kreis Viersen auf Anfrage.

Michael Grohe, DLRG

Zudem ergaben Recherchen, dass besonders die Schwimmkurse für Grundschüler im Kreis Viersen überlastet sind. Das bestätigt auch Michael Grohe: „Die Wartelisten sind voll. Zum Teil zwei bis drei Jahre Wartezeit.“ Dabei ist die Motivation vorhanden. Schwimmen sei zwar nicht der Sport Nummer eins bei Schülern, aber das Interesse an Kursen wäre trotzdem groß, sagt Thomas Lamers.

„Es werden mehr Bäder geschlossen als eröffnet“, kritisiert Grohe. Die Konsequenz: Überlastung. Betroffen davon seien nicht nur Schulen, sondern auch Schwimmvereine und die DLRG. Die Übungszeit einer Schwimmgruppe würde sich wöchentlich auf anderthalb Stunden begrenzen, die Ausbilder kämen in der Zeit dann meist nicht einmal ins Wasser: „Man muss auch als Leiter trainieren. Das kommt definitiv zu kurz“, sagt Grohe.

Auch Schwimmkurse für Babys und Kleinkinder sind sehr beliebt. Ab dem zweiten bis zum vierten Lebensjahr entsteht aber oft eine Lücke. Die Bäder haben dafür keine zeitlichen Kapazitäten mehr.

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