Anteilnahme nach Familiendrama

Mehr als 400 Menschen kamen gestern zur Beerdigung, um den beiden Mordopfern der Bluttat vom zweiten Advent das letzte Geleit zu erweisen. Der Vater der dreifachen Mutter hielt eine bewegende Abschiedsrede.

Anteilnahme nach Familiendrama
Foto: Heike Ahlen

Niederkrüchten. „Nach dem vorletzten Sonntag ist in Niederkrüchten die Zeit stehen geblieben“, sagte Bürgermeister Kalle Wassong in seiner Ansprache bei der Beerdigung einer 45-jährigen Niederkrüchtenerin und ihres 17-jährigen Sohnes. Viele hundert Menschen waren zum Trauergottesdienst gekommen. Längst nicht alle Trauergäste fanden einen Sitzplatz in der Pfarrkirche St. Bartholomäus. Notfallseelsorger hielten sich in der Kirche und im Pfarrheim bereit. Die Dr.-Lindemann-Straße war wegen des großen Andrangs komplett abgesperrt.

Alexander Schweikert, Pastor

Der ehemalige Lebensgefährte hatte die dreifache Mutter und ihren ältesten Sohn am 4. Dezember mit einer Pistole in ihrer Wohnung erschossen; anschließend richtete der Täter die Waffe gegen sich selbst. Die Polizei geht davon aus, dass er die Trennung nicht verwunden habe.

Wassong sprach im Namen des Stadtrates und aller Bürger der Gemeinde den Hinterbliebenen tiefstes Mitgefühl aus. Dass so viele Menschen an diesem Tag Solidarität zeigten, erfülle ihn aber mit Hoffnung. „So ein Tod macht sprachlos und stumm“, sagte Pastor Alexander Schweikert vor der Trauergemeinde. Auch er ringe nach einer Erklärung, nach einer Antwort auf die Frage „Warum?“. Einfachen Trost gebe es nicht. Auch der Glaube sei kein Medikament, das man schlucke — und dann werde alles anders. Der Glaube könne aber Kraft geben, das Leben wiederzugewinnen. „Und das sind wir den beiden schuldig“, sagte der Pastor. Der Tod habe der Familie und den Freunden Mutter und Sohn aus den Händen gerissen.

Bewegende Worte fand der Vater der Frau und Großvater des Jungen am Altar. „Eure Art, euer Wesen werden in den Echo-Kammern unserer Seelen weiterschwingen“, sagte er. Er dankte seiner Tochter, „welch’ großartigen Menschen ich lieben durfte“. Sie habe den Eltern den Zugang zur klassischen Musik gebracht, habe Pferde und Fußball geliebt. Er wünsche, „dass ihr wohlwollend auf uns herabschaut, wenn wir hier unserem Alltag nachgehen.“ Die Trauernden bat er, den Impuls, den sie durch die grausame Tat bekommen hätten, in ihren Herzen zu tragen, und Frieden zu bringen bei Konflikten welcher Art auch immer.

Ausdrücklich dankte er Polizei, Rettungsdienst, Seelsorgern, Feuerwehr, dem Weißen Ring, der Pfarrei, dem Pastor, den Schulen, dem Fußballverein und seiner Dienststelle. „Danke, Gott, für die Liebe“, fügte er hinzu. Nach dem Gottesdienst konnten alle einen persönlichen Abschiedsgruß auf die Särge schreiben, bevor es im Trauerzug zum Friedhof ging. Dort wurden Mutter und Sohn unter großer Anteilnahme beigesetzt.

Eine Verwandte hat eine Spendenaktion für die Familie ins Leben gerufen, der sich der Sportverein Blau-Weiß Niederkrüchten angeschlossen hat. Das Spendenkonto gibt es auf

www.blau-weiss-niederkruechten.de

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