Abschied von den Schneeglöckchen

Am Wochenende fanden die letzten Schneeglöckchentage in Nettetal statt. Organisatorin Marlu Waldorf hört nach zehn Jahren altersbedingt auf.

Nettetal. Für Marlu Waldorf begann der erste Ausstellungstag der Nettetaler Schneeglöckchentage schon in der Frühe: Bereits um 8.45 Uhr kam der erste Bus mit Gartenreisenden. „Viele Leute sind extra gekommen, um sich persönlich von mir zu verabschieden und um ein letztes Mal meinen Garten zu sehen“, sagt Waldorf. Denn an diesem Wochenende finden die Nettetaler Schneeglöckchentage zum elften und letzten Mal im Landcafé „Zum Mühlenberg“ und dem Oirlicher Blumengarten von Veranstalterin Marlu Waldorf statt. „Ich weiß gar nicht, wie oft ich heute in den Arm genommen wurde“, so die Rentnerin, die die Veranstaltung vor zehn Jahren gemeinsam mit ihrem 2012 verstorbenen Mann initiierte.

Abschied von den Schneeglöckchen
Foto: Knappe

Aus einer anfangs noch belächelten Veranstaltung ist ein großer Treffpunkt für Sammler geworden. Die 30 Aussteller kommen aus England, Belgien, Österreich und den Niederlanden und locken zahlreiche Fans zum Fachsimpeln — und natürlich Einkaufen. Das teuerste Exemplar ist mit 360 Euro ein „Galanthus Golden Fleece“: Es handelt sich um eine echte Rarität, eine Sorte, die nur von Sammlern gekauft wird. Zu finden ist sie am Stand von „Monksilver Nursery“ aus Großbritannien, neben einer Vielzahl anderer Sorten. „Wir haben heute eine kleine Auswahl dabei, es sind rund 350 verschiedene Schneeglöckchen“, erklärt Verkäufer Michael Dreisvogt. Die große Auswahl schätzen auch die Schwestern Regina Mai und Christine Scheel. Beide sind aus Schwerin angereist, um ihre Sammlung zu erweitern. „Wir sind interessierte Amateure“, beschreibt Scheel ihr Hobby. Beide haben eine „Trymposter“ gekauft, ein Schneeglöckchen mit grüner Markierung. „Diese habe ich bereits zwei Jahre im Auge, weil sie die Form kleiner Elfen hat“, so Scheel. Die Faszination für diese Blumensorte komme daher, dass dies die erste Blume im Jahr sei und sie so unschuldig aussehe.

Gudrun und Wolfgang Meyersieck sind mit Tochter Andrea Sperling aus Mönchengladbach angereist. „Wir sind zum dritten Mal hier, der Garten ist einfach wunderbar und die Einkaufsatmosphäre sehr schön“, so Gudrun Meyersieck. „Außerdem gibt es hier Sorten, die es nirgendwo sonst gibt, nicht mal im Internet“, ergänzt Wolfgang Meyersieck.

Marlu Waldorf

Das Schönste in den vergangenen zehn Jahren seien immer die Gespräche mit Gleichgesinnten gewesen. So gehen alle Händler traditionell am Samstagabend gemeinsam essen, um sich auszutauschen. „Wir sind ja schon eine bestimmte Spezies“, sagt Marlu Waldorf. „Gärtnern als gemeinsames Hobby verbindet einfach.“ Aber alles habe seine Zeit, und die Arbeit im Garten falle ihr zunehmend schwerer. So fiel die Entscheidung, die Schneeglöckchentage „in gute Hände abzugeben“: Sie finden ab 2019 im Kloster Knechtsteden statt. Aber so ganz lassen kann sie es nicht: Sie spiele mit dem Gedanken, einen Tag der offenen Tür — dann in einem kleineren Rahmen — zu organisieren. Ihr Enkel ist auf jeden Fall begeistert von der Idee: Sein Großvater Günter Waldorf hat ihn mit der Leidenschaft angesteckt. „Ich sammele Schneeglöckchen, seit ich sieben Jahre bin, und seit vier Jahren verkaufe ich meine Sorten auch, bis nach Sylt oder in die Schweiz versende ich meine Schneeglöckchen“, so Joschi Jansen. Der Vierzehnjährige bietet an diesem Wochenende 45 verschiedene Arten an und half auch bei den Vorbereitungen.

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