300 Kündigungen bei Taxi Janssen

Die Übernahme der Nettetaler Firma kostete deutlich mehr Menschen den Job, als der Investor versprochen hatte.

300 Kündigungen bei Taxi Janssen
Foto: Jana Bauch

Nettetal. Beate Voß arbeitete seit 2014 für Taxi Janssen, vor wenigen Tagen hat die 45-Jährige die Kündigung bekommen — als eine von 300 Mitarbeitern. Was sie und ihr Partner Joachim Philippen (57) bemängeln, ist der Umgang. „Noch immer fehlen uns Restlöhne für März und April sowie der Mai komplett“, sagt Philippen. Voß ergänzt: „Es gab immer mal wieder kleinere Abschlagszahlungen in bar, aber die Quittungen dazu haben wir nie bekommen.“

Das Nettetaler Unternehmen befindet sich seit Dezember im Insolvenzverfahren. Insolvenzverwalter Axel Kleinschmidt betont: „Anfangs hat es keine Kündigungen gegeben.“ Er gibt an, dass etwa 40 Prozent der Mitarbeiter von den neuen Investoren — Taxi Norman und Sonnenschein Personenbeförderung GmbH — übernommen worden seien. „Rund 300 mussten wir kündigen“, sagt der Anwalt. Taxi Janssen galt mit rund 640 Mitarbeitern und knapp 350 Wagen als eines der größten Taxi-Unternehmen Deutschlands.

Zum 30. April hat Sonnenschein den Linienbetrieb übernommen. Damit wechseln mehr als 120 Mitarbeiter zum Wuppertaler Unternehmen, zudem gehen 80 Busse in den Besitz von Sonnenschein über, sagte Sonnenschein-Geschäftsführer Harald Böning. Für die Wuppertaler war es die erste Übernahme, sie investieren fast eine Million Euro. Zuvor waren sich der Insolvenzverwalter und der Taxi-Unternehmer Erol Norman aus Meerbusch über große Teile des Taxi- und Mietwagenbereichs einig geworden — aber dann passierte lange nichts. „Ende Februar gab es einen Übertragungsvertrag mit Norman, der aber lange Zeit nicht vollzogen wurde“, sagt Kleinschmidt. „Ende Juni hat er endlich übernommen.“

Im Februar hatte Norman angekündigt, 850 000 Euro investieren sowie 250 Fahrzeuge und 350 Mitarbeiter übernehmen zu wollen. Ganz so wird es wohl nun nicht ablaufen: „Laut Vertrag geht es um 90 Mitarbeiter und circa 100 Fahrzeuge“, sagt Kleinschmidt. Philippen und Voß berichten von einer deutlich niedrigeren Zahl. „Norman hat vor uns und anderen Mitarbeitern gesagt, 15 Mann nimmt er mit, die anderen müssen gehen“, sagt Philippen. Laut Kleinschmidt habe es „massive rechtliche Interventionen“ gegeben, bevor Norman seinen Vertrag erfüllte. Der Meerbuscher selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Aus den Reihen der Ex-Mitarbeiter heißt es, Kleinschmidt habe mit dem Nettetaler Taxiunternehmen Kurdi und dem ehemaligen Taxi-Janssen-Inhaber Guido Janssen über eine mögliche Übernahme gesprochen. Kleinschmidt: „Das möchte ich nicht bestätigen.“

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