Zirkus Casselly: 290 junge Stars in der Manege

Schüler der Förderschule In den Birken in Velbert erleben Unterricht im Zirkuszelt.

Kreis Mettmann/Velbert. Es muss noch nicht einmal die großen Pferde sein, mit denen Mädchen durch die Zirkusmanege reiten und Applaus erhalten. Für Jennifer reicht auch eine kleine Ziege, mit deren Eigensinn die Zehnjährige genug zu tun hat. Jennifer ist eine der 290 Nachwuchsartisten, die in dieser Woche Zirkusluft atmen und den Traum von einem Auftritt in der Manege Realität werden lassen. Die Schüler der Schule in den Birken in Velbert haben in dieser Woche nur eines im Sinn: Zirkus Casselly.

Humorvoll versucht Alfonso Casselly Ruhe in das Stimmenwirrwarr der Schüler unter dem blauen Dach des Zwei-Mast-Zeltes zu bringen. Unter Anleitung der Artistenfamilie Casselly sollen die Zehn- bis 16-Jährigen zu Clowns, zu Seiltänzerinnen, zu Jongleuren oder gar oder Dompteuren werden. Schulleiter Dieter Krutz ist begeistert: "Hier findet jeder seine Nische."

Am Montag durften die Schüler in alle Bereiche schnuppern. Die Cassellys führten Bodenakrobatik, Trampolinspringen, Seiltanz, Jonglieren, die Kunst des Clowns und ihre Tiere vor. Dann mussten sich die Schüler für einen zirzensisch Bereich entscheiden. Die Vorlieben sind geschlechtsspezifisch: Bei den Tieren und beim Tanzen finden sich mehr die Mädchen zusammen, Clowns und Trampolinspringer sind vor allem Jungen. Mikel ist einer der wenigen Jungen, die bei der Jonglage mitmachen. "Schaut her, nur aus dem Handgelenk" demonstriert er stolz seinen Mitschülern, dass er den Teller auf dem Stab drehen, in die Luft werfen und auch wieder auffangen kann.

Strahlend und konzentriert balancieren Laura und Jasmin über das Seil, das kniehoch in der Manege angebracht ist. Karola Casselly hält sie an der Hand, tippt die Brust an, die stärker herausgestreckt werden soll, drückt das Bein bei einem kleinen Knicks weiter nach unten.

Vor dem Zelt führen die Schüler einige Tiere spazieren. "Nun komm schon", bittet Jennifer und zieht vorsichtig an der Leine der Ziege. Die entscheidet sich tatsächlich für einen schnelleren Schritt und zerrt das protestierende Mädchen kurzerhand Richtung Stallung. Dort müssen die Nachwuchsartisten unter Anleitung von Alfonso Casselly etwas tun, was wenig mit dem Zirkusglanz zu tun hat: ausmisten und das Fell der Tiere striegeln.

Da haben es Dogan, Nermin und Imine einfacher. Sie haben sich für die Tauben entschieden, die handzahm auf den Händen und Schultern der Kinder sitzen bleiben - solange etwas Futter in der Nähe ist. Schulleiter Dieter Krutz: "Wenn sich die Schüler so im Unterricht verhalten würden wie hier im Zirkus - ein Wunschtraum." Die Lehrer müssen kaum eingreifen, so sehr haben die Cassellys die Schüler im Griff.

Zirkus Casselly Die Idee für einen Mitmach-Zirkus entstand vor 16Jahren, um die Sommerpause zu überbrücken. Mittlerweile kommt das Projekt jedoch auch in anderen Städten so gut an , dass es zu einem wichtigen Standbein für den Zirkus Casselly geworden ist. Damals, so Jonny junior, gab es die Auftritte, und die Kinderprojekte fingen erst an. Jetzt sind sie sogar das Hauptstandbein des Zirkus. Viele Schulen machen mit den Cassellys ein Zirkusprojekt. Da lässt sich ein Jahr besser planen. "Mehr und mehr Zirkusse", sagt Jonny junior, "stoßen inzwischen in diese Marktlücke."

Schule Ziel der Schule "In den Birken" ist es, Kinder und Jugendliche, die lang andauernd und umfänglich in ihrer Lern- und Leistungsfähigkeit beeinträchtigt sind so zu fördern, dass sie ein selbstbestimmtes Leben in sozialer Integration führen können. Die Schule hat es sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht, bei vorübergehenden Lern- und Leistungsstörungen aufgrund verschiedenster Bedingungen durch Beratung und Ermittlung von Förderschwerpunkten den Verbleib in der Schule der selbstgewählten Laufbahn zu ermöglichen. Für das Zirkusprojekt kamen 10000 Euro durch Spenden, Zuschüsse und Einnahmen zusammen.

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