XXL-Fahrten durch den Kreis

Große Fracht benötigt spezielle Wege. Der Kreis Mettmann verdient daran gut.

Mettmann. Wenn Thomas Fritsch Auto fährt, nimmt er gleichzeitig auch immer die Sichtweise eines Lkw-Fahrers ein. Das bringt sein Job mit sich. Denn Fritsch muss stetig wissen, wo die Jungs mit den ganz großen Kisten durchkommen. Alles was länger als 16,50 Meter, breiter als 2,55 Meter, höher als vier Meter oder schwerer als 40 Tonnen ist, ist ein Fall für Thomas Fritsch und seine Kollegen von der Verkehrssicherheit, Sachbereich Großraum- und Schwertransporte.

Der Kreis Mettmann hat sich zu einer der Behörden entwickelt, die die meisten Genehmigung für XXL-Transporte im ganzen Bundesgebiet bearbeiten. Etwa 10.000 sind es in jedem Jahr. Einen Antrag stellen kann jede Firma, die im Kreis ihren Haupt- oder einen Nebensitz hat oder die mit einem Transport im Kreisgebiet startet.

Mit diesen Großtransporten nimmt der Kreis Mettmann 1,4 Millionen Euro Gebühren ein. Somit ist dieser Bereich einer der wenigen in der Kreisverwaltung, der sich finanziell selbst trägt. "Von dem Gebührenaufkommen einmal abgesehen, ist das aber auch ein echter Standortfaktor", ordnet Fritsch die Tatsache ein, dass die Speditionen gerne auf den Kreis Mettmann zurückgreifen, weil ihre Anträge dort vergleichsweise schnell und mit jeder Menge Erfahrung bearbeitet werden. "Das hat sich bei uns aus dem Spaß an der Arbeit entwickelt", versichert Abteilungsleiter Ralf Hezel.

Und es lohnt sich für jede Genehmigungsbehörde, wenn bei ihr Anträge auf Sondergenehmigungen gestellt werden. Denn nur die federführende Behörde erhält die bundesweit festgelegte Gebühr zwischen 10,20 und 767 Euro. Die am Verfahren beteiligten Stellen - Städte, Landesstraßenbaubetrieb, Autobahnämter, Bezirksregierungen und andere - werden angehört, aber nicht zusätzlich bezahlt. Und es können 15 und mehr Behörden sein, die bei einem Schwertransport quer durch die Bundesrepublik beteiligt werden müssen.

Die Speditionen erstellen für ihre Transporte einen Streckenvorschlag, den sie an den Kreis schicken. "Schon bei der ersten Durchsicht können wir oft schon reagieren", sagt Fritsch. Denn die Spezialisten für die "schweren Fälle" haben eben viel Erfahrung. "Wenn jemand einen Schwertransport über die komplette A1 schicken will, kann ich ihm direkt den Zahn ziehen. Zwischen Wuppertal und Köln gibt es jede Menge Gewichtsbeschränkungen", gibt Fritsch ein Beispiel. "Und wenn wir einen Antrag mit Wohn- und Packwagen nach Schaustellerart auf den Tisch bekommen, wissen wir sofort, dass das nicht über Autobahnen geht, denn diese Wagen sind auf 20 Stundenkilometer beschränkt."

Bei 10.000 Anträgen pro Jahr sind die spektakulären Transporte, die Fritsch und seine Kollegen auf den Tisch bekommen, eher die Ausnahmen. Diese besonderen Lieferungen bleiben dafür im Gedächtnis hängen: Die Bediensteten denken dabei beispielsweise an den Transport einer riesigen Mahlschüssel für Steine, der in vier Nächten durch das Kreisgebiet gelotst werden musste.

Gar nicht so einfach, wenn das Gefährt 7,20 Meter breit und 40 Meter lang ist und nicht weniger als 220Tonnen wiegt. In solchen Fällen schlägt sich Thomas Fritsch auch gerne mal ein paar Nächte um die Ohren. "Natürlich sehe ich mir so was an. Es ist etwas besonderes zu sehen, wie dass, was ich zuvor am Schreibtisch stattfindet, in der Realität passiert."

Bereits in ein paar Tagen, Anfang Februar, könnte Fritsch erneut eine lange Nacht bevorstehen. Denn gerade hat er den Antrag einer Hildener Spezialtransportfirma vorliegen, die das Kreisgebiet durchfahren möchte: Der avisierte Transport wäre 6,60 Meter breit und 131 Tonnen schwer und soll von Kraichtal in Baden-Württemberg nach Mülheim an der Ruhr gehen.

Das wäre eine Dimension, bei der Fritsch und seine Kollegen unruhig werden könnten. Schließlich wollen sie eines unbedingt vermeiden: Unfälle. "Es ist die Horrorvorstellung, dass wir eine Genehmigung erteilen und am Ende doch ein Lkw unter einer Brücke festsitzt."

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