Wülfrather Zirkusprojekt: Ayleen hat die Taube im Griff

Lindenschule und Grundschule Rohdenhaus zieht es in die Manege im Stadtpark.

Wülfrath. Diese Podeste stehen hier normalerweise nicht. Auch dieses Zelt wirkt auf den ersten Blick noch wie ein Fremdkörper. Und diese Ziegen, die Mädchen und Jungen um die Podeste führen, sind hier keinesfalls heimisch.

Für Schüler der Lindenschule und der Grundschule Rohdenhaus ist das in dieser Woche Alltag: Sie nehmen anlässlich der Jubiläen der beiden Schulen an einem großen Zirkusprojekt des Zirkus Casselly teil. Das Zelt steht mitten auf der Spielwiese im Stadtpark - Manege statt Klassenraum ist angesagt.

Die Schüler studieren Choreographien ein, lernen Kunststücke und den Umgang mit Tieren, mit denen sie normalerweise nicht in Kontakt kommen: Lamas, Ziegen, Ponys oder auch Tauben. Zum Start der Probe für die Galapremiere am Freitag gibt’s eine Aufwärmübung - im Rhythmus des Queen-Klassikers "We will rock you". Der neue Text: "Zirkuszelt will Action!"

165 Mädchen und Jungen sind bei dem Projekt dabei. Und der Spaß ist sicht- und spürbar. Mit großem Einsatz wird für die Vorführungen geübt. Das findet auch Jonny Casselly Jr. (29), der Junior-Chef des Zirkus’: "Wir haben hier schon einige Talente entdeckt." Dabei versucht er, für jedes Kind eine passende Aufgabe zu finden.

Die Bodenakrobaten bauen Pyramiden, sie schlagen Rad in der Manege. Die Trampolinspringer zeigen draußen auf der Wiese bereits beachtliche Kunststücke. Ein Salto soll’s mal werden. Zwischen den Zuschauerplätzen trainiert eine Gruppe mit Tauben. Ayleen(8) hält eine Taube und versucht, sie auf einer kleinen Holzleiter zu balancieren, während sie diese langsam dreht. "Das ist gar nicht so einfach, aber mittlerweile kann ich’s schon ganz gut," befindet sie nicht ohne Stolz.

Bei Marlies Leuth, Leiterin der Lindenschule und kommissarische Chefin der Grundschule Rohdenhaus, laufen die Fäden zusammen. "Es ist zwar im Moment sehr anstrengend, da ich auch noch den Umzug der Grundschule Rohdenhaus über die Bühne bringen muss, aber es macht trotzdem Spaß, den Kindern bei den Proben zuzusehen."

Das klassenübergreifende Agieren erfüllt für Marlies Leuht gleich einen doppelten Zweck: "Auf der einen Seite bietet dieses Projekt die Möglichkeit, dass sich die Schüler kennenlernen. Auf der anderen Seite sammeln die Schüler erste Erfahrungen mit der Zirkuswelt und können so ihre eigenen Stärken und Grenzen austesten."

Mit Sponsoren und einem Trödelmarkt, der im Herbst stattfinden soll, wird der Schul-Zirkus übrigens finanziert.

Die Vorfreude ist den Kindern und auch den Erwachsenen anzumerken. "Ich bin schon sehr aufgeregt auf Freitag", gesteht Ina(8). Ein ganz besonderer Tag wird der Samstag für Matthias (10), der dann seinen elften Geburtstag feiert: "Meine ganze Familie guckt dann zu. Da will ich alles richtig machen." Allen Grund zur Aufregung haben ebenso die Zauberer, die einen gefährlichen Trick einstudieren. Lars (9) sieht es aber ganz gelassen: "Sind zwar viele Zuschauer da, aber ich bin noch nicht nervös."

Jonny Casselly Jr. hat bereits einige Erfahrungen mit solchen Projekten gemacht und freut sich darüber, dass die Kinder mit so viel Ehrgeiz für ihren Auftritt proben. "Es macht auch uns viel Spaß, denn es ist definitiv eine Abwechslung zum regulären Zirkusalltag."

Jonny leitet das Projekt nicht allein: Die ganze Familie Casselly hilft. Selbst ein zwei Monate altes Baby ist mit von der Partie im Stadtpark - natürlich nicht als Ausbilder, sondern als Stimmungskanone am Rande des Geschehens.

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