Wülfrather Stadtgeschichte: Bilder erinnern an die Mühle

Johann Friedrich Krapp über den Teich, das Kino und eine Kindheit in Wülfrath.

<strong>Wülfrath. "Ein prächtiger Jung" steht im November 1922 im Wülfrather Generalanzeiger. Fritz und Elisabeth Krapp freuen sich mächtig über ihren kleinen Sohn, und alle sollen es wissen: Wülfrath hat Zuwachs bekommen. Heute ist der damals noch so kleine Johann Friedrich 85 Jahre alt. Erst vor kurzem feierte er seinen runden Geburtstag. Nach so vielen Jahren in der kleinen Stadt schaut der Wülfrather Jung mit vielen Gefühlen auf sein Heimatdorf und schwelgt gerne in Erinnerungen.

Wülfrath in den Zwanzigern - nur wenige können noch etwas davon erzählen - kaum jemand kann es sich auch nur vorstellen. Heute erzählen meist nur noch alte Fotos und Gemälde von den urigen Bauernhöfen, den paar Häuschen und den romantischen Windmühlen. "Es war alles ganz anders", erinnert sich Krapp Senior an seine Kinderzeit.

Ein Spaziergang in seinen Gedanken führt zurück an den Ort, wo er fast sein ganzes Leben verbracht hat: am Krapps Teich. Heute eine schöne Parkanlage mit dem Altenheim im Hintergrund - früher der Besitz der Krapp-Familie. Idyllisch an dem Teich gelegen: Die "Oberste Mühle" - eine alte Kornfruchtmühle, an der Wiedenhoferstraße. 1787 wurde sie von Johann Hendrich Krapp in Erbpacht für 18 900 Reichstaler erworben. Angetrieben wurde sie vom Überlauf des Teichwassers.

Jedoch war der Teich mit den warmen Quellen ein langes Streitobjekt zwischen Mühlenbesitzer und Stadt. Mit steigender Einwohnerzahl und somit größerem Wasserverbrauch sank der Wasserspiegel und gefährdete die Existenz der Mühle. Um 1895 trennte sich der Besitzer endgültig von dem Weiher.

"Hier bin ich aufgewachsen. Genau im Mittelpunkt der Stadt. Zu unserem Anwesen gehörte früher auch eine dampfbetriebene Kornbranntweinbrennerei." Praktisch für seinen Großvater: Er richtete eine Badeanstalt ein, die mit dem erwärmten Kühlwasser der Brennerei versorgt wurde. Auch eine Brüterei fand in der Mühle ihren Platz.

Als Johann Friedrich Krapp die alte Mühle erbte, hatte er nur einen Traum: Eine eigene Gaststätte, neben seinem Beruf bei Rheinkalk. Dazu kam es jedoch leider nie - seine Kinderstube sollte einem Altenheim weichen. "Ich gab nach. Auch wenn es mir sehr schwer fiel", gibt er zu. Auch schienen die anfallenden Reparaturkosten ihn schier aufzufressen. Mit 55 Jahren verkaufte er.

Während Johann Friedrich Krapp erzählt, werden seine Worte zu farbigen Bildern, und das alte Wülfrath wird noch einmal wach - geweckt von einem Zeitzeugen, der so blumig von den sonntäglichen Gerüchen in der Innenstadt, der alten Mühle und seiner Kindheit erzählt, wie es nur ein Wülfrather Jung zu berichten weiß.

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