Wülfrath: Zirkus - Im Bett mit Zirra und Susi

Ramona Althoff zieht kleine bengalische Tiger groß. In der Manege stehen sie noch nicht. Das Programm mit 40 Tieren feiert heute um 15.30 Uhr in Schlupkothen Premiere.

Wülfrath. Zirra liegt noch im Bett. Ein letzter Schönheitsschlaf der jungen Dame. Dann holt Ramona Althoff sie aus dem Wohnwagen. Susi ist ganz aufgeregt. Zirra nicht minder. Freudig beschnuppern und begrüßen sie sich. Zirra ist drei Monate alt, ein bengalischer Tiger. Susi, der schlanke Pinscher, hat Muttergefühle entwickelt. "Sie zieht Zirra groß", erzählt Ramona. Zusammen wohnt das ungleiche Paar bei Ramona. "Wir schlafen in einem Bett", lächelt die 15-Jährige. Im Circus René und Patrizia Althoff ist diese "Familie" der Star - auch wenn sie noch nicht in der Manege zu sehen sind. Die Artgenossen von Zirra werden im stolzen Viermastzelt ab heute beklatscht werden können: Um 15.30 Uhr feiert der Zirkus auf dem Bolzplatz in Schlupkothen Premiere.

Löwen dösen in der Morgensonne

Der Zirkus, der am Ende der Saison in Wülfrath Station macht, gehört zu den Größeren, bezeichnet sich selbst als den "größten Raubtiercircus Europas". An diesem Morgen ist es still rund um das rot-gelbe Zelt, das bis zu 1300 Besucher aufnehmen könnte. Vögel zwitschern. Das Verkehrsrauschen der B 224 sackt über den Damm auf den moosigen Platz. Metallisches Klacken klingt aus den Stallungen der Pferde und Ponys - letzte Befestigungsmaßnahmen. Ein Mann zurrt die Spanngurte des Zeltes fest. Zwei andere wechseln an einem Anhänger einen Reifen. In den benachbarten Gärten machen Wülfrather die Beete frühlingsfein. Irgendwie gemütlich. Da will das heftigen Fauchen zweier Raubkatzen gar nicht in die Idylle passen. Die fünf Löwen lassen sich davon nicht beeindrucken. Sie dösen in ihrem Käfigwagen in der Morgensonne. Laut kläffend tänzelt Susi aus dem Hauptzelt. Ramona, der jüngste Spross der Zirkus-Dynastie, schlendert hinterher. Warum eine Pinscher-Hündin ein Tigerkind "adoptiert"? "Susi war scheinschwanger", sagt Ramona, "und hat sich fortan um Zirra gekümmert". Milch bekommt das drei Monate alte und 15 Kilo schwere Tigerkind aus der Flasche von Ramona verabreicht. "Alle zwei Stunden," merkt sie an. Sie kümmert sich um Zirra und Odysseus, ein acht Monate alter Tiger. "Es ist das erste Mal, dass bengalische Tiger überhaupt gezüchtet werden konnten", schwärmt Ramona. Weltweit gibt es noch 300 dieser seltenen Exemplare.

Löwen und Tiger: In der Manege spielen sie eine Hauptrolle. Aber auch Pferde- und Haustierdressur sind auf hohem Niveau. Clowns und Co. fehlen ebenso wenig wie Artistik in schwindelnder Höhe.

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