Wülfrath: Verhandlung in der Sackgasse

Das Klima zwischen Herminghaus und St. Antonius wird immer rauer. Eine Lösung ist aktuell nicht in Sicht. Leidtragender ist die Freie Aktive Schule.

Wülfrath. "St. Antonius setzt die Freie Aktive Schule als Druckmittel zur Durchsetzung ihrer eigenen wirtschaftlichen Interessen ein", sagt die Herm+inghausstift gGmbH. "Ich habe noch niemanden gesehen, der geldgieriger war, als die Alteigentümer", sagt Michael Kaufmann, Geschäftsführer der St. Antonius Kliniken. In den Verhandlungen um die künftige Nutzung des ehemaligen Krankenhauses wird der Ton rauer. Beide Seiten überschütten sich mit Vorwürfen. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Dabei bräuchte der Freie Aktive Schule Wülfrath (FASW) schnellstmöglich Klarheit: Ist der Standort Herminghausstift noch realistisch?

Es ist ein Schwarzes-Peter-Spiel: Wer blockiert das Fortkommen? "Herminghaus lässt sich den Schwarzen Peter nicht zuschieben", heißt es in einer dreiseitigen Presseerklärung, die Geschäftsführer Bernd Muttersbach und Andrea Büngeler, Vorsitzende der Gesellschafterversammlung, unterzeichnet haben. In dieser wird St. Antonius hart attackiert: St. Antonius halte sich nicht an Vereinbarungen. St. Antonius wolle das Krankenhausgebäude weiter nutzen und vermieten, ohne einen Cent dafür zu zahlen. St. Antonius wolle nur verdienen - an den Mieten von der FASW und den Ärzten des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ). St. Antonius schulde Stadt und Kirche 75000Euro für Dienstleistungen im Jahr 2008. "St. Antonius kommt es offenbar nur darauf an, aus dem Krankenhausgelände maximalen Profit zu ziehen", so die Gesellschafter. Kommende Woche wolle man ein Angebot unterbreiten, "das den baldigen Einzug der FASW ins Krankenhaus ermöglicht". Details werden nicht genannt.

"Ich bin geschockt über den Stil", reagiert Kaufmann auf die Vorhaltungen. Da würden Dinge aus dem Zusammenhang gerissen, "da wird auch falsch dargestellt". Richtig sei, dass St. Antonius sicher Millionen in Wülfrath verloren hat. "Es ist nicht die Schuld von Herminghaus, nicht von St. Antonius, dass das Krankenhaus geschlossen werden musste. Das war die Kassenärztliche Vereinigung." Kaufmann erinnert daran, dass das Personal übernommen wurde. "Es gab keine Entlassungen." Noch heute würden über 60 Wülfrather Kräfte bei St. Antonius arbeiten. Hätte Herminghaus das Krankenhaus schließen müssen, wären die Personalkosten zum Beispiel bei Stadt und Evangelisch-reformierter Kirchengemeinde hängengeblieben. Mit dem Land habe man sich in Fragen der Stilllegungsprämie geeinigt, so Kaufmann.

Er weist den Vorwurf zurück, man wolle an der FASW mitverdienen. Kaufmann: "Wenn wir keine Pacht an die Alteigentümer bezahlen, muss auch die FASW an uns keine Miete zahlen." Dass man die in Dienstleistungsverträgen vereinbarten Zahlungen für Seelsorge und sozialen Dienst im 2008 nicht vorgenommen hat, bestätigt Kaufmann. "Es gab auch keine Leistungen, für die wir hätten bezahlen können."

St. Antonius habe angeregt, erst einmal der FASW den Weg freizumachen, um die Schule im Krankenhaus vorantreiben zu können. "Alle anderen Details können später verhandelt werden", sagt er. Die FASW erhalte das Recht auf Eintragung einer Grundschuld. "Eine Lösung war greifbar", so Kaufmann. Aus Sicht von Herminghaus hört sich das anders an: Antonius habe kein faires Angebot vorgelegt. Es berücksichtige nicht alle Interessen. "Wir sind nicht bereit, so einer Vereinbarung zuzustimmen."

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