Wülfrath: Training für die Sinne unter der Frisierhaube

Das Demenz-Netz informierte gestern auf der Straße und auch im Friseursalon.

Wülfrath. Silke Wigge sitzt sprichwörtlich fest. Unter der Haube, beim Friseur. Da, wo andere in Zeitschriften blättern oder genüsslich einen Kaffee schlürfen, kommt auf Sabine Wigge Denksport zu. "Wonach riecht das?", fragt Stefan Wilde und hält Silke Wigge ein weißes Fläschchen unter die Nase. "Zitrone?", fragt Wigge zweifelnd zurück. Stefan Wilde ist zufrieden. Der kleine Überfall im Friseursalon hat einen ernsten Anlass - das Demenz-Netz im Kreis Mettmann informierte gestern über die Krankheit und nutzte die Chance, auch völlig gesunde Menschen über den Umgang mit Demenz aufzuklären. "Das Thema geht ja mittlerweile fast jeden an. Viele haben in ihrer Verwandtschaft Menschen, die an Demenz leiden, kennen andere, die Partner oder Eltern pflegen", sagt Sabine Kall von der Bergischen Diakonie. Das Reden über Demenz und Alzheimer, das falle aber vielen doch noch schwer, so Kall. Deshalb die Idee, einen Infotag auf der Straße oder vielmehr in der Ellenbeeker Passage zu veranstalten. Unterstützt wurde die Diakonie dabei von Friseurin Sabine Böhm. Die hat ihren Laden "Art of cut" gerne für die Mitarbeiter des Demenz-Netzes geöffnet - auch weil sie selber Kunden hat, die an der Krankheit leiden. "Man bekommt ja mit, wie Menschen sich dadurch verändern. Eine Kundin wollte beispielsweise nicht mehr auf dem Stuhl, sondern auf dem Boden Platz nehmen", erzählt Sabine Böhm. Viel Umsicht und Aufmerksam braucht man im Umgang mit diesen Kunden, das kann auch Stefan Wilde, Leiter der gerontopsychiatrischen Tagespflege, bestätigen. "Man muss loben, pflegen, liebevoll mit den Erkrankten umgehen." Fordern sollte man die Demenzpatienten allerdings auch, ohne sie zu überfordern, wie Wilde betont. Am Infotisch erklärt er, wie die Förderung aussehen könnte. Wilde öffnet ein kleines Schatzkästchen, in dem sieben verschiedene Dinge liegen. Wieder zugeklappt, fällt es selbst gesunden Passanten schwer, sich an den Inhalt der Schachtel zu erinnern. Stefan Wilde: "Man muss die Sinne von Erkrankten ansprechen, sie immer wieder wecken, trainieren."

Silke Wigge ist kerngesund. Trotzdem macht sie sich jetzt, unter der Friseurhaube mit dem Thema Demenz konfrontiert, so ihre Gedanken. "Zum Glück ist niemand in meiner Familie erkrankt

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