Wülfrath: Scusi schnippt die Krise weg

Ob Abwrackprämie oder Privatfernsehen: Die Kabarettisten löffeln die Suppe aus.

Wülfrath. Ein gutes Dutzend Krisen galt es zu bewältigen. Was tun, wenn der Chef mithört? Welche Suppe köcheln Politiker bereits für uns? Und wohin eigentlich mit abwrackreifen US-Hypotheken? Auf diese und viele andere Fragen gab es am Dienstag vielleicht keine eindeutige, aber zumindest eine lustige Antwort. In der Awo präsentierte die Kabarett-Gruppe des Gymnasiums, Scusis ihr neues Programm "Scusi 2009 - Wir kriegen die Krise".

"Ich danke meiner Familie, meinen Freunden und dem Bayer-Konzern", bedankt sich Dennis "Klitschko" Pertek im lupenreinen Boxer-Dialekt für die Verleihung der "Goldenen Spritze". Das Publikum ist begeistert. Am Rand der Bühne macht sich eine ungewohnt maskuline Eisprinzessin für die Preisverleihung bereit. Dass Larissa Witt im roten Kleidchen eigentlich ein sonorer Lasse ist, hängt natürlich nicht mit Doping zusammen.

Die zwei Mädchen und zehn Jungen der zwölften Jahrgangsstufe des Städtischen Gymnasiums haben bis zuletzt an Stücken und Darbietung gefeilt. "Es war harte Arbeit, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen", wird Barbara Ficinus nach dem letzten Vorhang sagen. Mit zwei Kolleginnen hatte sie die Truppe auf den großen Auftritt vorbereitet.

Vor dem letzten Vorhang müssen noch einige Krisen bewältigt werden. Da wäre zum Beispiel das (Koch)-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel und SPD-Kandidat Frank-Walter Steinmeier. "Man nehme 190 Milliarden für die Banken, drei Milliarden Abwrackprämie, eine Prise von 500 000 für die Bildung - aber nicht zu viel", heißt da das makabere Rezept. Und am Ende will Isabel Effert als personifizierte Mutti der Nation die Suppe nicht mal auslöffeln.

Zwischen den Stücken gibt’s Musik. Dank der männlichen Überzahl brummelt die Scusi-Truppe zwar hörbar, doch die Texte treffen ihr Ziel. "So tötet man langsam unser’n Verstand", heißt es da zum Beispiel zum Thema Medienkrise in Anspielung auf die Privatsender. "Die Lieder waren unser großes Problem", sagt Jung-Kabarettist Daniel Schurich.

Den größten Beifallssturm erntet das Dutzend allerdings für einen ganz heimischen Streich. In der "Konferenz" befasst sich das stilisierte Wülfrather Kollegium mit den neuen Vorgaben zum Abitur nach zwölf Jahren (G8). Und wenn die Noten nicht ganz passen, muss auch schon mal der Würfel herhalten. Schüler, Lehrer und Schulleiterin Erika Winkler finden´s lustig. Und auch wenn am Ende der gymnasialen Kulturveranstaltung Werte wie Treue und Courage auf der Strecke und Ehrlichkeit eine bloße Wahlkampf-Taktik bleiben, heißt es am Ende traditionell und mit kräftiger Intonation: "Das Publikum war heute wieder wundervoll."

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