Wülfrath: Schwerstarbeit an den Tasten: „Das Klavier ist mein Fitnessgerät“

Und jetzt ist er auch noch Bundessieger beim Wettbewerb „Jugend musiziert“: Der 17-jährige Pianist Christian Ziegler.

Wülfrath. Ein Klavierkonzert ist Schwerstarbeit, dabei kann man schon mal vier Pfund abnehmen. Die Erfahrung hat Christian Ziegler schon gemacht. "Das Klavier ist mein Fitnessgerät." Der 17-Jährige, dessen Talent im Kindergartenalter entdeckt wurde, gewinnt Wettbewerbe oft mit den höchst möglichen Punktzahlen. Jetzt ist es sogar Bundessieger beim Wettbewerb "Jugend musiziert".

"Ich bin ein ganz normaler Mensch, aber ich habe Talent", sagt er über sich. Natürlich bestimmen die Musik - er spielt Klavier und Geige - und das tägliche Üben den Tagesablauf, doch es gibt auch Raum für Sport, er schwimmt gerne und spielt Fußball, steht im Tor. Er geht gerne zu Mc.Donalds. Seit fast fünf Monaten hat er eine Freundin, Charlotte. Auch sie spielt Geige, ist begabt. Sie sei aber besser in der Schule bekennt Christian, der hofft, 2010 am Musikgymnasium in Essen-Werden, wo er die elfte Klasse besucht, das Abitur zu machen.

Und danach? Klavierprofessor an einer Hochschule oder Konzertpianist. Mit seiner Begabung möchte er schon demnächst sein Geld verdienen. Er wird vom Wuppertaler Professor Josef Anton Scherrer unterrichtet. Sein Vorbild? "Ein Lehrer sollte das Vorbild sein", sagt Christian, der sich für alte Musik und auch alte Instrumente wie beispielsweise das Cembalo interessiert.

Doch er mag Metall. "Da ist nichts geklaut." Gerne spielt er wie vor Jahren das dritte Konzert von Rachmaninow. "Das schwerste und schönste Konzert." Zum Entspannen braucht er Jazz, er besitzt viele CDs, spielt es aber auch selbst. Oder er entspannt mit ruhigen Sätzen von Mozart. Aber er sei insgesamt schon viel ruhiger geworden. "Vor drei Jahren bin ich abends fertig ins Bett gefallen, jetzt nehme ich vieles gelassener."

Schule und Stress - das könne man auch ruhig angehen lassen. Auch vor Wettbewerben macht er sich nicht verrückt. "Im Kopf muss es sitzen", sagt er und erzählt im nächsten Moment, dass er sich jetzt auch die Haare wachsen lassen will."

Kurz vor einem Konzertbeginn oder einem Wettbewerb lässt er sich von der Freundin beruhigen. Eltern seien da nicht so hilfreich. Andererseits führen sie sein Terminbuch, wissen, ob er bei den Lions oder der Mittelstandsvereinigung spielt, ob ein Wettbewerb ansteht.

Christians Hände gleiten leicht über die Tastatur des schwarzen Beckstein-Flügels. Lange habe die Familie nach dem richtigen Instrument gesucht. Ein Steinway sei definitiv viel zu teuer gewesen. Mit dem Beckstein-Flügel kommt er bestens zurecht. Seine Finger sind schmal und lang - optimal. "Die sind nur schon mal bei den Läufen im Weg", sagt Christian. Technik und Klang könne man immer noch ausbauen, man werde nie fertig mit Üben.

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