Wülfrath: Rheinkalk - Werkzeugkiste gegen die Wirtschaftskrise

Geschäftsführung und Betriebsrat haben eine Rahmenvereinbarung getroffen: Ausgewählte Maßnahmen für unterschiedlichen Stufen der Probleme sind festgezurrt.

Wülfrath. "Im Oktober war die Welt noch in Ordnung." Michael Liell sagt das ohne Pathos. Was dann mit der Wirtschaft und schließlich auch Rheinkalk geschehen ist, "haben wir nicht annähernd erahnen können. Und viel schlimmer: Wir wissen nicht, wie es sich weiter entwickelt", sagt der Geschäftsführer.

Im Gespräch mit der WZ skizzieren er und Personalchef Franz Pöppelmann die Maßnahmen, die die Kalker ergreifen, um die Auswirkungen der Absatzkrise zu begegnen. Arbeitsplatzabbau ist in dem Werkzeugkasten nicht vorgesehen. Michael Liell: "Aber wer kann das heute wirklich ausschließen?"

Es ist diese Ungewissheit, die es den Managern schwer macht, Prognosen zu treffen. "Wir können immer nur reagieren", sagt Liell mit einer gewissen Ratlosigkeit. Im vergangenen November gab es von heute auf morgen erste Signale, dass die Nachfrage nach Kalk zurückgehen würde. "Das haben wir zum Anlass genommen, mit dem Betriebsrat die Frage zu diskutieren, wie wir auf das reagieren, was auf uns zu kommen kann," so Liell.

Pöppelbaum betont, dass diese Gespräche in großer Sachlichkeit und zielorientiert gelaufen seien. Als Ergebnis gibt es eine auf zwölf Monate angelegte Rahmenvereinbarung, die Rheinkalk in die Lage versetzt, schnell auf sich verändernde Umstände zu reagieren.

Es ist ein gut gefüllter Koffer, aus dem Liell und Kollegen bereits einige Werkzeuge geholt hat. "Wir haben verschiedene Eskalationsstufen: Je weiter wir diese hochgehen, umso unangenehmer wird es", sagt Liell. Im Klartext: Je größer die wirtschaftlichen Probleme, umso massiver die Schritte, die gegangen werden.

Das wäre zum beispielsweise die Flexibilisierung der Arbeitszeit: "Es ist durchaus möglich, dass Zeitkonten ins Minus geführt werden können. In besseren Zeiten werden sie dann wieder ausgeglichen", so Pöppelbaum. Außerdem sind die Mitarbeiter aufgefordert, einen Teil des Urlaubs 2009 bereits im ersten Quartal zu nehmen.

Ein weiteres Instrument: Kurzarbeit. "Die ist möglich", merkt Liell an. Das werde aber in der gesamten Rheinkalk-Gruppe unterschiedlich gehandhabt - je nach Standort. So gibt es in Lengerich bereits seit dem 1. Februar Kurzarbeit. "Für den Standort Flandersbach haben wir diese noch nicht beantragt. Das ist der Stand heute."

Spitzt sich die Stahlkrise zu, werden auch die Problem bei Rheinkalk in Wülfrath größer. 50Prozent macht die Stahlbranche am Umsatz aus. "Aktuell liegen wir ein Drittel unter dem Vorjahresergebnis", hat Pöppelbaum registriert. Eine Katastrophe seien aber die ersten Wochen des Januars gewesen. Wegen der anhaltenden Kälte sei da gar nichts gelaufen: "Da sind die Kalksteine auf dem Lkw festgefroren."

Ob sich diese Krise zur Eiszeit entwickelt: Liell hält nichts von Kaffeesatzleserei. "Keiner weiß, was noch kommt. Ich befürchte nur, das Jahr 2009 ist gelaufen." Die allgemeine negative Stimmung und die Unsicherheit, "tragen nicht zu mehr Klarheit bei", so Liell.

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