Wülfrath: Neuausrichtung - Die Bürgermeisterin nimmt sich in die Pflicht

Barbara Lorenz-Allendorff will die Finanzen in ihr Dezernat übernehmen.

Wülfrath. Schon am Donnerstag will sie mit den Mitarbeitern der Kämmerei und Buchhaltung darüber reden, "Wir haben in diesem Bereich viel zu tun", sagt Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff. Die Kontrolle für das beschlossene Haushaltssicherungskonzept, die Aufstellung des Haushaltsplanes 2008. Hier nimmt sie sich in die Pflicht. Im Beigeordneten-freien Rathaus will sie die Schlüsselressorts Finanzen und Personal in ihr Dezernat nehmen, wie sie gegenüber der WZ ankündigt. Im Gespräch verhehlt sie nicht, dass das Nichtwiederwahl-Ergebnis ihres Kämmerers sie überrascht hatte. "Ich hatte schon den Gratulationssekt unterm Tisch." Viele Mitarbeiter im Rathaus seien schockiert, "was normal ist, wenn man bedenkt, dass man Jahrzehnte zusammen gearbeitet hat." Gegenüber den Rat wird sie deutlich: "Rein menschlich gesehen, ist es scheußlich, wie der Rat mit dem Kämmerer umgegangen ist." Ab dem 16. Dezember hat die Verwaltung offiziell keine Beigeordneten mehr. Schon jetzt haben Mielke und auch Peetz Resturlaube genommen. "Ich werde jetzt schnell eine Interimsorganisation aufstellen", sagt Lorenz-Allendorff. Im Interesse der Mitarbeiter sei dies wichtig. "Sie wollen wissen, wie die neue Struktur aussieht." Organisatorisch müssen zwei Dezernate neu verteilt werden. Ralph Mielke zum Beispiel war für Personal, Kultur, Ordnung, Schule und Sport zuständig.

Wer wird allgemeiner Vertreter der Rathaus-Chefin?

Geklärt werden muss auch, wer allgemeiner Vertreter der Bürgermeisterin sein wird. Laut Bund der Steuerzahler muss das ein Beamter sein. Somit würden die Fachbereichsleiter Christiane Singh und Hans-Werner van Hueth nicht in Frage kommen - sie sind Angestellte. "Wir prüfen gerade, was die Gemeindeordnung zulässt. Ich werde dem Rat einen Vorschlag unterbreiten", sagt Lorenz-Allendorff. Muss es ein Beamter sein, kommen ihr Büroleiter Klaus Biederbeck oder Ordnungsamtsleiter Reinhard Schneider in die Auswahl. Auch ein Kämmerer - das muss ein Beamter sein - ist zu benennen. Grundlos in den Ruhestand
Kommentar von Thomas Reuter
Es war eine öffentliche Demontage eines Mannes. Hatten im Vorfeld zumindest Grüne und Linksdemokraten erklärt, Kämmerer Peetz nicht zu unterstützen, fehlte den beiden großen Fraktionen dazu der Mut. Es ist müßig zu rechnen und zu überlegen, wer die Wiederwahl verhindert hat. Entscheidend waren vor allem die Ablehnungen aus CDU und auch aus der SPD. Die in Kauf genommene Demütigung eines von ihnen gewählten Beamten spricht Bände - und legt Zeugnis über den Niedergang der politischen Kultur in Wülfrath ab. Zwei Beigeordnete werden auf Kosten der Bürger in den Ruhestand geschickt - Gründe dafür werden nicht genannt. Nun ist Bürgermeisterin Lorenz-Allendorff gefordert. Sie hat - zumindest in den nächsten Monaten - das von ihr gewünschte Beigeordneten-freie Rathaus. Nur ihr allein kann die Konsolidierung der Stadt nicht gelingen. Dafür braucht sie einen starken (Aufsichts-)Rat. In CDU und Union scheint der Blick aber bereits auf die Wahl 2009 gerichtet. Nicht, dass das den Blick für das Heute verstellt, sonst kandidieren Hoffmann, Effert und Co. bald nur noch für die Bezirksvertretung - von Wuppertal oder Velbert. [email protected]

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