Wülfrath: Jetzt soll auch die Ausbildung sterben

Die Tedrive-Geschäftsführung will 360 Stellen abbauen und fordert von der Restbelegschaft den Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie auf die Betriebsrente. Der Betriebsrat stellt sich dagegen.

Wülfrath. Am 1. März geht es an der Henry-FordII.-Straße weiter: "Das Tedrive-Werk wird nicht geschlossen", versicherte Alexander Lennemann, Sprecher des Insolvenzverwalters, der WZ. Das wäre dann aber schon die einzig positive Nachricht aus dem Hause Tedrive. Denn nach Informationen der WZ packte Tedrive-Geschäftsführer Nils Johann Fleck auf der Betriebsversammlung am Freitag ein Paket der Grausamkeiten aus.

Auf Nachfrage -wollte Lennemann nicht mehr Details über eine künftige Struktur des Automobilzulieferer preisgeben. Wie geht’s weiter? Und: Für wie viele geht’s weiter? Das sind die Hauptfragen, die die 638 Beschäftigen quälen. Auf der gestrigen Betriebsversammlung hofften sie auf Antworten. Die, die sie bekamen, quittierten sie schließlich mit Häme: Bis zum Jahr 2011 sollen in zwei Schritten 360 Stellen abgebaut werden - wie am Freitagabend auch Betriebsratsvorsitzender Ahmed Yildiz der WZ bestätigte. Und er machte klar: "Wir werden die vorgeschlagenen Maßnahmen nicht akzeptieren."

Der massive Arbeitsplatzabbau ist nur ein Steinchen, das Tedrive aus dem filigranen Mosaik herausbrechen will: Die verbleibenden Mitarbeiter sollen auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten. Auch die Betriebsrente soll eingestellt werden. Apropos: Lennemann bestätigte am Freitag, dass 2008 Tedrive nicht den Anteil in die Betriebsrente eingezahlt hat. Das habe etwas mit der Insolvenz zu tun. Nun muss der Pensionssicherungsverein einspringen.

Fleck hatte weitere Maßnahmen parat: Bei den Schichtzuschlägen soll es Einschränkungen geben. Und: Mit der preisgekrönten Ausbildung soll es vorbei sein. Die Azubis dürften ihre Lehre zwar beenden, würden aber nicht mehr übernommen. Und danach sollen keine neuen Lehrlinge eingestellt werden.

Fleck setzte dem Betriebsrat sogar eine Frist: Bis zum 27. Februar soll er das Maßnahmenpaket abnicken. Das wird dieser nicht tun. "Mit dieser Geschäftsführung und den Heuschrecken vom Investor Orlando hat dieser Standort keine Perspektive., Wir haben nichts mehr abzugeben", sagt Yildiz mit Vehemenz.

Mit Fassung, Hohn und einer Portion Frust habe die Belegschaft die Ankündigungen aufgenommen, so Yildiz. Er kann sich auf eine kampfbereite Mannschaft einstellen, die das Vertrauen in die Heuschrecke verloren hat. Ab 1. März hat wohl der Insolvenzverwalter Dr. Ringstmeier das Sagen. Yildiz: "Mit ihm werden wir dann verhandeln."

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