Wülfrath - Interview mit dem abgewählten Kämmerer Wolfgang Peetz: „Mir tun die Mitarbeiter leid“

Kämmerer Wolfgang Peetz hat am Mittwoch mit dem Aufräumen in seinem Büro begonnen.

Wülfrath. Enttäuschung und Verbitterung sind auch an dem Tag danach beim 1. Beigeordneten Wolfgang Peetz nicht zu überhören. Dass er nach 22 Jahren Dienstzeit die Stadtverwaltung nach der Abstimmungsniederlage verlassen muss, trifft ihn. Die WZ sprach mit ihm am Mittwoch in seinem Büro. Das Gespräch wird immer wieder von Kollegen unterbrochen, die in den Raum kommen. "Unfassbar." "Nicht möglich." Die Sätze wiederholen sich. Was nun, Herr Peetz?Peetz: Packen. Ich muss packen. Ich habe nur noch zwölf Arbeitstage. Ich weiß nur nicht, an wen ich meine Unterlagen weiterreichen soll. Eine Übergabe ist scheinbar nicht möglich. Nach einer Nacht Schlaf: Wie beurteilen Sie diese hohe Ablehnung Ihrer Person?Peetz: Ich bin fest davon überzeugt, dass sich viele der Politiker der Tragweite ihrer Abstimmung nicht bewusst war. Das Problem ist nur, dass die, die sich feige in die geheime Abstimmung gerettet haben, später nicht zur Rechenschaft gezogen werden können. Die Probleme müssen andere ausbaden. Das müssen Sie schon konkreter sagen?Peetz: Der Rat schickt zwei Leute aus dem Verwaltungsvorstand vorzeitig in den Ruhestand, verzichtet auf Wissen und Erfahrung. Und das in Zeiten, wo ein Haushaltssicherungskonzept beschlossen wird, kontrolliert werden muss. Ausbaden müssen das die Mitarbeiter im Haus, die mir leid tun, und die Bürgerinnen und Bürger. Wie geht es für Sie beruflich weiter?Peetz: Ich erhalte ja noch anderthalb Gehälter. Aber Scherz beiseite. Diese Nichtwiederwahl ist wie eine fristlose Kündigung, nur dass mir nichts vorgeworfen wurde. Hätte man mir vor einem Jahr oder mindestens vor einem halben Jahr signalisiert, dass ich nicht mehr gebraucht werde, hätte ich mich vorbereiten können. So muss ich mich beruflich erst einmal orientieren. Herr Peetz, Sie sind auch Vorsitzender des DRK. Wie geht es damit weiter?Peetz: In Wülfrath hat es Tradition, dass hohe Stadtbeamte dem Ortsverein vorstehen: Stadtdirektor Schiffmann, Beigeordneter Malitz, Stadtwerke-Chef Laustroer. Ich möchte diese Arbeit weitermachen. Das DRK ist mir wichtig. Und das Projekt "Wülfrather Kinder in Not" liegt mir am Herzen. Wolfgang Peetz Werdegang Seit 22 Jahre ist Peetz (53) in der Verwaltung tätig. Zum Einstieg wurde er unter dem damaligen Stadtdirektor Dr. Heinz Puls Leiter von Liegenschaften und Wirtschaftsförderung. Danach leitete er die Ämter Schule, Kultur und Sport. 13 Jahre war Peetz Pressesprecher der Verwaltung. 1998 wurde er Kämmerer. 1999 wählte der Rat ihn zum Beigeordneten - aus dem Lebenszeitbeamten wurde damit ein Wahlbeamter.

Familie Peetz ist verheiratet und hat zwei Kinder (21 und 24 Jahre).

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