Wülfrath: Erinnerungen an den Bau der Kirche St. Barbara

„Peppi“ Tracogna erzählt, wie er als Kind zusah, wie Steine mit der Lore hochgezogen wurden.

Wülfrath. Wie oft er die mehr als 70 Stufen zum Kirchlein St. Barbara mit seinen Freunden hoch gerannt ist, weiß er nicht mehr. Dechant Peter Lefkens versuchte, ihnen zu folgen. Oben angelangt war er außer Atem und sagte stets: "Kommt ihr mal in mein Alter, dann geht es bei euch auch nicht mehr so schnell." "Immer, wenn ich die Treppen zur Kirche hinaufsteige, denke ich an seine Worte. Mir fällt es heute auch nicht mehr leicht", sagt Guiseppe "Peppi" Tracogna. Er ist jetzt 78 Jahre alt und kann sich erinnern, wie die Kirche St. Barbara in Schlupkothen gebaut wurde. "Jeder Kaffee, jedes Bier, das die Arbeiter dort oben tranken, musste zu Fuß über die damalige Holztreppe hochgetragen werden", sagt Peppi Tracogna. Der Grundstein zur Kirche wurde am 13. September 1936 gelegt. 1937 wurde die Kirche geweiht.

"Die Arbeiter, die an der Kirche mitbauten, waren überwiegend bei Kalk beschäftigt. Das Arbeitsgerät wurde von dort mitgebracht. Auch das Grundstück hatte Kalk zur Verfügung gestellt", weiß Tracogna.

Die Arbeiten waren mühselig. Erst wollten 100 Mann helfen, schließlich kamen 35. Schießmeister Heinrich Hellinghausen nahm nach Feierabend die Sprengungen vor. Steine, Zement und Sand wurden mit der Lore hochgezogen. Gottfried Steinwachs bediente die Haspel.

1937 kostete die Kirche 36 000 Mark. "Ich gehörte zu den ersten Kindern, die Ostermontag 1939 zur Erstkommunion gingen", erinnert sich Tracogna. "Es war ein strahlend schöner Tag. Wir sangen ,Großer Gott wir loben Dich’, mittags gab es ein gutes Essen. Ich trug einen dunkelblauen Anzug mit Schirmmütze." Einen Rosenkranz erhielt er als Geschenk, und fünf Mark. "Das war unglaublich viel Geld", sagt Peppi Tracogna. In der Lehre 1943 verdiente er monatlich vier Mark. Doch der Erstkommunionstag endete letztlich traurig. Bei einem Unfall an den Gasöfen kam der Vater seines Schulkameraden ums Leben.

Auch Guiseppe hatte seinen Vater früh verloren, Mutter Pirina stand mit vier Kindern allein. Guiseppe wurde 1929 geboren, im Haus 15 c, wo jetzt die Garagen stehen. Später zog die Familie ins Haus 49, wo er auch heute mit seiner Frau Hildegard wohnt. Früher war dort ein Lebensmittelladen, nebenan das Junggesellenhaus, wo auch der Kantinenwirt wohnte. Peppi wurde Messdiener, er sprach das "Confiteor" auswendig. "Zuhause wurde italienisch gesprochen. Da war mir das Lateinische nicht fremd. Ich konnte anderen Kindern helfen".

Peppi Tracogna lernte erst Metzger bei Bovensiepen, wurde dann Lokführer bei Kalk. Durch die jetzige Kathedrale und den Zeittunnel fuhr er ungezählte Male. 38,5 Jahre arbeitete er bei den Kalkwerken. Als er im Oktober 1954 heiratete, zog er mit Frau Hildegard in die Mühle. Der damalige Pächter der Shell-Tankstelle Kleber hatte ihm die Wohnung vermittelt. Die alten Schlupkothener Geschichten kennt er noch: "Unter dem Sportplatz soll ein Schatz liegen, geborgen hat ihn noch keiner."

Jubiläum Aus Anlass des 70. Geburtstages der Kirche St. Barbara findet morgen um 17 Uhr ein Hochamt in Schlupkothen statt. Daran wirken der Cäcilienchor St. Maximin und der Intaktchor mit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort