Wülfrath: Die Schöne wird 900 Jahre alt

Für den Bau der Kirche St. Maximin in Düssel gibt es keine Urkunden, aber sehr viele Hinweise.

Wülfrath. Pastor Heinz-Otto Langel schaut vielsagend. Hinter seinem Bart ist das Lächeln zu erkennen. "Das ist auch ein bisschen Legende. Aber zum richtigen Zeitpunkt", sagt er und schmunzelt wissend. Nein, einen urkundlichen Beleg für die Kirchengründung gibt es nicht. "Aber viele Hinweise."

Die reichen aus, im kommenden Jahr das 900-jährige Bestehen der Kirche St. Maximin groß zu feiern - mit dem Kardinal, mit den Bläck Fööss und mit den Bürgern. Schon in diesem Monat wird das Jubeljahr eröffnet. Es mussten viele Archivunterlagen durchstöbert werden, um die Geschichte des Gotteshauses am Dorfplatz nachzuzeichnen. Das Handbuch des Erzbistums gehörte dazu, Amtsbücher aus dem Jahr 1675 oder eine Pfarrchronilk von 1890 ebenso.

Und so scheint sicher zu sein, dass die Kirchengründung in romanischer Zeit stattfand. Die Kirche soll eines der ältesten Bauten der Gegenwart sein. Und dass sie Anfang des 12. Jahrhunderts errichtet wurde, könnte durch eine Jahreszahl bewiesen werden, die einst im Turm entdeckt wurde: 1111. Was man aus der Gründerzeit weiß: Die Kirche gehörte zu den sogenannten "vier Kapellen".

1246 wurde die Kirche der Propstei des Stiftes St. Gereon inkorporiert. 1612 schloss sich die Gemeinde der Reformation an. 1644 ging die Kirche an die Reformierten, 1652 zurück an die Katholiken. Gerade einmal 30 Katholiken lebten 1676 in Düssel.

"Zur Pfarre", hat Langel für die Chronik zusammengestellt, "gehörte auch die Diaspora der Umgebung, aus der Wülfrath 1865 Rekorratsgemeinde und 1909 selbständige Pfarre wurde."

In der Geschichte der Kirche erfuhr das Gebäude viele Veränderungen, die seit dem 19. Jahrhundert gründlich dokumentiert sind. "Da gab es durchgreifende Veränderungen", weiß Langel. 1855 wurden Umbau- und vor allem Erweiterungsarbeiten gestartet. Die Kirche St. Maximin erhielt ein ganz neues Aussehen. Damit wollte man auf das schnelle Wachsen der Gemeinden reagieren. Das Langhaus wurde gestreckt, ein Querschiff wurde eingezogen.

Pultgedeckte Seitenschiffe wurden angebaut. 1863 wurde der baufällige romanische Turm abgerissen und durch einen neuen ersetzt. Schon 1888/89 folgte der nächste, noch größere Umbau. Fast das komplette Mittelschiff wird niedergelegt. Ein Querschiff mit Chorquadrat wird errichtet. Der neue Turm besteht aus fünf Stockwerken, wobei im Glockengeschoss alle vier Seiten von großen Rundbogenfenstern durchbrochen werden.

1972/73 erfährt das Gotteshaus eine umfassande Sanierung. Zuletzt fand eine gründliche Restaurierung 1999 bis 2001 statt. Große Arbeiten stehen in Düssel nicht auf der Agenda. Der bauliche Zustand der Kirche, die leicht erhöht auf einem Hügelchen ein markantes Bauwerk im Dörfchen steht, ist gut. Dennoch muss der Pfarrverband Geld für eine Sonderunterhaltungsmaßnahme in die Hand nehmen.

Kerzenruß und Heizungsbetrieb haben die Kirche im Innenraum stark beschmutzt. "Sie muss einer speziellen Reinigung unterzogen werden", sagt Langel. Rund 20000 Euro sind dafür veranschlagt. Über Spenden soll diese Summe zum Teil finanziert werden.

Auch der Erlös aus dem Verkauf einer Jubiläumsuhr ist für die Unterhaltung der Kirche bestimmt. Bei Uhren Gomille in der Fußgängerzone ist sie zum Preis von 49,90 Euro erhältlich. 100 Stück wurden zunächst angefertigt. Außerdem für das Jubeljahr geplant: Die Kirche soll einen neuen Kreuzweg erhalten. Der Künstler Thomas Frotz hat bereits erste Entwürfe vorgelegt.

Ansonsten stellt sich der katholische Pfarrverband auf ein spektakuläres Feierjahr ein, das im September mit dem Gastspiel der Bläck Fööss einen populären Höhepunkt haben soll. Dafür und für die anderen Feste wie die Fahrradfahrt "Tour de Max" oder Open-Air-Kino setzt die katholische Familie sicher auf die Kraft des heiligen Maximin, der nicht nur Patron gegen Meineid und die Gefahren des Meeres ist, sondern auch gegen Regen...

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