Wülfrath: Damit das Geld ausreicht

DRK und Familienzentrum wollen bei Kindern Finanzkompetenz ausbilden.

Wülfrath. "Ich bin völlig ausgelastet. Die Jüngsten, die zu mir in die Beratung kommen, sind erst 22 Jahre alt", sagt Schuldnerberaterin Dagmar Peetz vom Deutschen Roten Kreuz. Um der Überschuldung in jungen Jahren entgegenzuwirken und die Finanzkompetenz bereits von Kindern und Jugendlichen zu stärken, hat sie jetzt gemeinsam mit Gudula Kohn, Leiterin des kommunalen Kinder- und Familienzentrums Ellenbeek, eine einzigartige Sammlung von Lernhilfen zusammengestellt, die den Kindern pädagogisch und spielerisch den richtigen Umgang mit Geld vermitteln sollen.

Die Materialien sind in vier Kisten, für verschiedene Altersgruppen sortiert, die kostenlos verliehen werden - zum Beispiel an Schulen. Von Spielgeld für den Kindergarten, über einen Finanzführerschein mit kniffligen Fragen bis hin zur Girokontoeröffnung und sinnvoller Kreditaufnahme wird jedes Thema behandelt. "Wir wollen eine allgemeine Finanzkompetenz ausbilden, damit schon den Kindern die Gefahren der Konsumgesellschaft bewusst werden, um den Verlockungen zu widerstehen", sagt Dagmar Peetz im Gespräch.

Jugendliche rutschen schnell durch Statussymbole wie Handys und teure Klamotten in die Schuldenfalle. Neuster Trend: teure Mitgliedschaften im Fitnessstudio. "Jugendliche sind eine immer größere Marketingzielgruppe", das weiß auch Jugendhaus-Leiterin Simone Feldmann. Die Jugendhausmitarbeiter wollen sich die Kisten jetzt ausleihen. "Obwohl ich das Problem eher darin sehe, dass die Jugendlichen nicht überblicken, was man überhaupt so verdient", sagt Reiner Schmidt. Dem stimmt auch Gudula Kohn zu: "Man sagt ja: Über Geld spricht man nicht. Wir wollen aber das Thema enttabuisieren."

Die Mädchen und Jungen im Jugendhaus hingegen haben nach eigenen Angaben alles im Griff - wie Dennis Langer. Er bekommt 100 Euro Taschengeld im Monat. "Damit komme ich auch aus", so der Hauptschüler. Wenn der 15-Jährige feiern geht, dann sind aber schnell mal 40 Euro weg. Aber er ist überzeugt, dass er weiß, wie man mit Geld umgeht und mit welchem Gehalt er später rechnen kann. "Ich will eine Ausbildung zum Installateur machen. Da bekomme ich später bestimmt 1500 Euro im Monat."

Wichtig ist, dass die Jugendlichen darauf vorbereitet sind, wenn die Eltern nicht mehr eingreifen. "Das Armutsrisiko ist besonders für Frauen gestiegen. Das liegt auch am verantwortungslosen Umgang mit dem Verfügbaren", sagt Peetz. "Man kann nicht früh genug mit der Aufklärung beginnen." Die Jugendlichen hingegen sehen es locker. "Ich habe eh noch kein Konto, das man überziehen kann", sagt die 16-jährige Jasmin Grimm.

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