Wülfrath: Biergarten bleibt geschlossen

Inne Zille: Die Stadt untersagt dem Wirt aktuell den Betrieb. Stefan Haake fürchtet den Ruin.

Wülfrath. Ein Biergarten ist gut für das Image der Stadt: Diese Meinung vertrat vor einigen Jahren die Wirtschaftsförderung, die auch mit dieser Haltung dazu beitrug, dass das städtische Grundstück neben dem Bistro Zille an der Mühlenstraße so hergerichtet wurde, dass dort ein Biergarten unter Bäumen eingerichtet werden konnte. Das war vor Stefan Haakes Zeiten. Der hat die "Zille" vor fünf Jahren übernommen. 2004 auch den Biergarten weitergeführt. In diesem Jahr fällt die Open-Air-Saison bislang aus. Auch am morgigen Vatertag kann im Biergarten an der Mühlenstraße kein Kaltgetränk genossen werden. "Die Stadt hat mir schriftlich die Nutzung untersagt", sagt Haake.

"Der Biergarten ist nicht gesperrt, er ist nur nicht eröffnet worden", sagt eine Sprecherin der Stadt auf Nachfrage der WZ. Gründe dafür nennt sie nicht.

Stefan Haake ist ratlos und wütend. Wirtschaftsförderung? Standortmarketing? Bei diesen Begriffen vergeht ihm das Lachen. "Ohne Biergarten fehlen mir Einnahmen. Es geht um meine Existenz", sagt er. Die Nutzungsuntersagung der Stadt wird mittlerweile zur juristischen Angelegenheit. Haake hat die Anwaltskanzlei Hopfgarten aus Wuppertal eingeschaltet.

Die Standsicherheit der Bäume ist offenbar Thema des Streits, der laut Haake im Februar begonnen hat. "Ich habe früh im Jahr die Stadt als Eigentümer des Grundstücks darauf hingewiesen, dass aus meiner Sicht einige Äste und Zweige gefährlich in Richtung Gebäude ragen. Ich wollte nur nachfragen, ob ich das selbst auslichten kann", beschreibt Haake. Ein Mitarbeiter des Tiefbauamtes habe erst grünes Licht gegeben. "Als ich dafür eine schriftliche Bestätigung haben wollte, nahm das Verfahren seinen Lauf." Noch einmal hätten zwei Mitarbeiter der Stadt eine Blick auf die Bäume geworfen. "Und danach wurde mit untersagt, Tische und Stühle heraus zu stellen", sagt Haake. Eigentlich wollte er zum 1. Mai den Garten eröffnen.

Laut Haake sollen einige Bäume faul sein. Auch werde ihm vorgeworfen, Bäume angesägt zu haben. "So ein Unsinn. Warum sollte ich das tun?" Ihn wundere es aber, "dass die Stadt sich in den vergangenen fünf Jahren aus meiner Sicht nicht für ihr Eigentum interessiert hat. Ich habe nicht mitbekommen, dass sich jemand um die Bäume gekümmert hat".

Für ihn, betont Haake, sei der Biergarten "überlebenswichtig". In zwei Gesprächen habe er auch der Bürgermeisterin seine Notsituation geschildert. "Geholfen hat das nicht", klagt er. Die Gespräche mit dem Ordnungsamt bezeichnet er als "wenig erfreulich". Inzwischen habe er erste Sonnentage verloren, "erste Stammgäste wandern ab". Das Verhalten der Stadt empfinde er "als Willkür. Ordnungsamtsleiter Herr Schneider hat mir sogar gedroht. Dass die Situation mein Ruin sein kann, scheint dort niemanden zu interessieren", sagt Haake. Eine von seinem Anwalt geforderte Akteneinsicht - auch ins Gutachten über den Baumbestand - habe man nicht erhalten.

Die Stadtverwaltung schweigt zur Angelegenheit. Sie bestätigt aber, dass es ein städtisches Grundstück ist. Eine Sprecherin der Stadt: "Es ist ein schwebendes Verfahren. Wir dürfen nichts sagen."

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