Wülfrath: Anjo Jacobs - Auf seine Fantasie ist Verlass

Der Künstler Anjo Jacobs wird am Sonntag 85Jahre alt. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht.

Wülfrath. Ein großes Blatt Papier liegt auf dem Tisch, daneben ein Stück Kreide. Viel mehr braucht Anjo Jacobs nicht für seine Kunst. Mit einer speziellen Technik - die Kreide benutzt er mit der breiten Seite, nicht mit der Spitze - hat er schon ein paar geschwungene Formen zu Papier gebracht.

Was es werden soll? "Das steht noch in den Sternen", sagt er. Da sei er noch nicht festgelegt und verlasse sich auf seine Fantasie.

Und die hat ihn noch nicht im Stich gelassen: Am Sonntag wird der bekannte Wülfrather Künstler 85 Jahre alt - und sein Schaffensdrang ist noch ungebrochen.

Fast täglich fertigt er eine neue Kreidezeichnung an, mit der er das Alltägliche und besondere Stimmungen einfängt. Bedrohliche Figuren etwa, deren Augen den Betrachter anstarren - Titel: "Die Glotzer".

Eine Zeitlang ging es ihm gesundheitlich nicht gut, erzählt er. Diese Krise habe er aber mittlerweile überwunden. Jetzt sitzt Jacobs aufrecht in seinem Sessel und erzählt gut gelaunt von seiner Arbeit: "Ich male wieder." 76 Bilder hat er in den vergangenen drei Monaten gezeichnet.

"Begabung, kombiniert mit Fleiß" - so beschreibt Jacobs selbstbewusst sein Erfolgsrezept. Mehr als 6000 Werke in den verschiedensten Techniken hat er in seiner Künstler-Laufbahn erstellt.

Und konnte damit auch internationale Erfolge feiern - bei Ausstellungen in Paris und Genf.

Sein Haus an der Görtzheide in Düssel ist wie ein Museum: In jedem Zimmer - außer der Küche - stapeln sich Werke aus verschiedenen Schaffensperioden.

Im Schlafzimmer hängen Selbstporträts und Bilder, die seine Schüler von ihm gemalt haben. "Anjo Jacobs - eine lebende Legende", hat einer seiner Schüler folgerichtig auf sein Bild geschrieben.

Den Überblick über die mehreren hundert Werke, die er in seinem Haus lagert, hat Jacobs allerdings längst verloren: "Ich überrasche mich sozusagen selbst", sagt er lächelnd.

Immer wieder Thema seiner Arbeit ist auch seine Heimat Wülfrath. Seit 1945 lebt er in der Stadt - "und ich habe sie kennen und lieben gelernt". Sein Lieblingsmotiv ist der Krapps Teich mit Blick auf die alten Häuser der Innenstadt.

Aber auch das alte Rathaus, die mittlerweile geschlossene Kneipe "Zum Öhm" oder die Hundertwasser-Kuppel am Düsseler Tor - alles findet sich in seinen Bildern wieder.

Und so lässt sich in seinem Werk auch die Entwicklung der Stadt nachvollziehen. "Auch das neue Wülfrath will ich weiter festhalten", sagt er.

Ans Aufhören denkt er jedenfalls noch lange nicht - und so wird sein kleines "Museum" weiter wachsen. "Ich bin in einer guten Phase", sagt er. Und greift wieder zu Papier und Kreide.

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