Wülfrath: Abitur – was kommt dann?

Experten aus 23 Berufen machten beim Primanertag im Gymnasium mit. 109 Schüler hatten sich angemeldet.

Wülfrath. "Dieser Beruf ist nicht mit solchen zu vergleichen, bei denen sich höchstens mal die Farbe des Aktenordners wechselt. Ihr steht morgens auf und wisst nicht, was kommen wird", spricht Marten Harms von der Kreispolizei Mettmann aus Erfahrung. "Es kann sein, dass ihr statt ins Kino zu gehen Leichenteile auf einer Bahnstrecke identifizieren müsst!"

Christina Blissenbach (Jahrgangstufe 11) zieht die Brauen hoch. Das hört sich so ganz anders an als der bisherige Schulalltag, den die Gymnasiasten kennen. Aber abschrecken lässt sich Christina nicht: "Wenn man einen Beruf wirklich will, dann nimmt man vieles dafür in Kauf!"

Bei dem Primanertag am Gymnasium konnten sich die Schülerinnen und Schüler über insgesamt 23 Berufe informieren. Absoluter Spitzenreiter war dieses Jahr das zweisprachige Businessadministration VWL/ BWL Studium, für das sich 31 Schüler interessierten. Auch das Lehramt war mit 23 Interessenten wieder einmal gut besetzt. Elektrotechnik, Finanzwirt und Steuerberater lagen auf der Hitliste jedoch weiter hinten.

Ob Lehrer, Radiologe, Industrie-Designer, Polizist oder Fluglotse: Lehrer Michael Herzog hatte wieder einmal Ex-Schüler motiviert, Eltern angeschrieben und Tochter, Sohn und Neffen gleich mitgebracht. "Oft wurde ich jedoch auch von Leuten angesprochen, denen es persönlich wichtig war, etwas über ihren Beruf zu erzählen und ihr Wissen weiterzugeben."

109 Schüler, das heißt ein Drittel der Oberstufenschüler, nahmen das Angebot gerne an. "Wir haben die Schüler auch persönlich angeschrieben. Vielleicht verdanken wir es den elektronischen Medien: Dieses Jahr hatten wir mehr Anmeldungen als beim letzten Mal." Michael Herzog weiß, wie wichtig eine frühzeitige Berufswahl für die Schüler ist und engagiert sich nun schon seit 14 Jahren für den Primanertag, der zuerst jährlich und nun alle zwei Jahre im Gymnasium stattfindet.

"Ich weiß noch nicht genau, wohin mein Weg mich lenken wird, aber ich hoffe hier ein paar Antworten zu finden." Langweilig und monoton darf der spätere Beruf für Nilüfer Kaya (Jahrgangstufe 12) auf gar keinen Fall sein. Ein reiner Bürojob am Schreibtisch käme für sie nicht in Frage.

"Und das Geld, ja das sollte auch stimmen", lacht sie und fühlt sich beim Fluglotsen Christian Rex prima aufgehoben. "Was ihr euch bewusst machen müsst: Ihr habt eine große Verantwortung. Ihr jongliert sozusagen mit Menschenleben. Man braucht viel Selbstvertrauen", erzählt Christian Rex. Das hat Nilüfer. Und das Luftfahrt-Englisch wird ihr dank einjährigem USA-Aufenthalt auch keine Probleme bereiten.

Etwas abstrakter sieht es einen Raum weiter aus. Hier geht es um Börsenspekulation. "Die Börse lebt von Hoffnungen", erfahren die Schüler. "Das kann man nicht erlernen, sondern nur erleben", weiß Alican Altinok nun.

Und bei der Bundeswehr? "Man ist kein Student und kein Azubi! Man ist Soldat", macht Hans-Georg Heinrich deutlich. "Und Auslandsaufenthalte gehören nun mal eben dazu!" Vorbei scheint bald der eher ruhige Schüleralltag. Vorbei die langen Ferien. Doch Wehmut scheint das bei den Schülern nicht auszulösen: "Ich freue mich auf das Berufsleben", verrät Nilüfer.

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