Wülfrath: „Legenden“ nehmen Abschied

Schule: 91 Abiturienten erhielten am Freitag in der Stadthalle ihre Zeugnisse und feierten am Samstag im Paul-Ludowigs-Haus das Ende der Schulzeit – und den Aufbruch.

Wülfrath. Ein laut hupender Autokorso, "Humba, humba. täterä"-Gesänge und die deutsche Nationalhymne als Abi-Lied - die WM-Stimmung macht auch vor der Zeugnisvergabe des Städtischen Gymnasiums nicht halt.

Doch anstelle von Trikot und Fahne tragen die Abiturienten Anzug oder Kleid, und statt der klebrigen Bierdusche gibt es einen stilvollen Sektempfang.

"GlABIatoren - Legenden verlassen die Arena" lautet das vollmundige Motto des Abiturjahrgangs 2010, und so begibt sich Schuldirektorin Erika Winkler in ihrer Rede zunächst einmal auf die Suche nach einer genaueren Definition. "Das Motto hat mir einige Kopfschmerzen bereitet", gesteht sie: "Denn was ist überhaupt eine Legende?" Ihre Nachforschungen förderten das mittelalterlich-lateinische Wort legenda zutage, also "das, was zu lesen ist". Das Abitur-Zeugnis - die wahre Legende?

Die Schulpflegschaftsvorsitzende Claudia Linßen warf eine weitere Beschreibung für das Zeugnis in den Raum: Lorbeeren. Die nämlich hätten ja auch die Kämpfer im alten Rom immer nach Siegen erhalten.

Die Abiturienten blicken bei ihrer Rede nicht ganz bis in die Antike zurück. Isabel Effert und Lasse Krieger, die zufällig auch gleichzeitig noch Jahrgangsbeste sind, sprechen über den Aufbruch nach bestandenen Prüfungen und der besonderen Situation, in der sie und ihre Mitschüler aufwuchsen: "Wir wurden geboren, als die deutsch-deutsche Grenze fiel. Heute sehen wir die Grenzen Europas verschwinden und gleichzeitig neue Grenzen in der Welt entstehen."

Das Aufwachsen in der globalisierten Welt mit ihren unendlich vielen Möglichkeiten sei eine besondere Situation, betont auch Bürgermeisterin Claudia Panke, die selbst vor 23 Jahren ihr Abiturzeugnis in der Wülfrather Stadthalle entgegennehmen konnte. "Unsere Arena ist größer geworden", fasst Lasse Krieger die Situation in Bezug auf das Abimotto zusammen.

Und während Krieger und seine Mitschüler stolz ihr Zeugnis entgegennehmen, die Siegerfaust ballen und so manchen Lehrer noch einmal kräftig in den Arm nehmen, schickt Erika Winkler den Abiturienten noch eine Bitte mit auf den Weg: "In Euren Zeugnissen stehen Noten, aber ihr seid hoffentlich mehr. Denn zur Legende, zur herausragenden Persönlichkeit, kann man sich nicht ernennen, man wird dazu erst durch seine Handlungen."

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