Wülfrath: 53 Verletzte durch Chemie-Unfall - aktuelle Gefährdung besteht nicht mehr

Aus bisher unbekannter Ursache ist am Montag gegen 10.57 Uhr ein chemisches Zischenprodukt beim Wülfrather Unternehmen ASK Chemicals ausgetreten.

Wülfrath. Aus bisher noch unbekannter Ursache ist am Montag gegen 10.57 Uhr bei dem Unternehmen ASK Chemicals in Wülfrath-Kocherscheidt ein chemisches Zwischenprodukt ausgetreten. Der leichte Nieselregen drückte das Material auf den Boden. Der Wind wehte eine stinkende Wolke in Richtung Velbert-Tönisheide.

Die Polizei sperrte das Gewerbegebiet Kocherscheidt ab - kein Fahrzeug konnte es verlassen. "Alle Wagen sind kontaminiert", sagte eine Beamtin. Mehrere Tonnen Bindemittel wurde auf die Straßen des Gebiets verteilt. Laut Polizei wurden allein bis zum Mittag 25 verletzte Personen gemeldet, die über Übelkeit, Atembeschwerden und Schleimhautreizungen klagten. Mittlerweile sind es 53 Verletzte, darunter seien auch sieben Polizisten. Nach bisherigen Erkenntnissen werden vermutlich 3 Menschen zunächst stationär in Krankenhäusern verbleiben.

Anwohner wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben, Fenster undTüren zu schließen und Lüftungs- und Klimaanlagen auszuschalten. In demBetrieb waren 300 Liter Dicyclopentadien high purity unkontrolliert entwichen. Der Stoff gilt alsfeuergefährlich, gesundheitsschädlich und birgt ein erhebliches Gefahrenpotential. Die Polizei warnte vor akuter Lebensgefahr: Bei Kontakt kann es u.a. zu starken Atembeschwerden bis hin zuAtemlähmungen innerhalb der nächsten 48 Stunden kommen.

Menschen, diesich am Montagvormittag nach 10.30 Uhr im Bereich desIndustriegebiets auf der Dieselstraße in Wülfrath aufgehalten und und unkontrolliert verlassen haben, sollten sich bei der FeuerwehrWülfrath, Tel.: 02058 / 924466, melden und beim geringstengesundheitlichen Problem unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben.

Im Bereich des Kreisverkehrs Dieselstraße / Nevigeser Straße inWülfrath wurde aktuell von der Feuerwehr eine Schleuse eingerichtet,durch die Anwohner und im Industriegebiet Beschäftigte, die keinegesundheitlichen Probleme haben, den Bereich verlassen können.Die Rettungswagen mussten die Schleusen passieren, an denen mitAtemschutzgeräten ausgerüstete Spezialtrupps der Feuerwehr die Wagenabspritzten.

Menschen, bei denen sich Gesundheitsprobleme eingestellt haben, könnensich unmittelbar zur Fa. Migua, Wülfrath, Dieselstr. 20, begeben, dortwird ein ärztlicher Dienst vorgehalten.

Es wird darauf hingewiesen,dass der ausgetretene Stoff auch Gummi und somit insbesondere auchAutoreifen angreifen kann. Nicht dekontaminierte Fahrzeuge solltendaher im Hinblick auf die Bereifung überprüft werden.

Das Gas hatte sich am Montagmorgen mit Regen und Luftfeuchtigkeit zu einem ölähnlichen Belag verbunden und ein Industriegebiet kontaminiert. Der Gasaustritt sei mittllerweile gestoppt. Der betroffene Bereich wurde großräumig abgesperrt. Fast 200 Feuerwehrleute und Polizisten waren im Großeinsatz.

Ein Polizeisprecher sagte, die Auswirkungen auf die Umwelt seien noch nicht abzuschätzen. Es sehe aber so aus, als sei nur ein begrenztes Gebiet von dem Gasunfall betroffen. Über die Ursache des Störfalls wurde zunächst nichts bekannt.

Das Gas hat sich verflüchtigt. Eine Gefährdung besteht aktuell nicht mehr.

Nach Auskunft der Einsatzleitstelle der Feuerwehr sind Gärten undBalkone in der Nähe der Unglücksstelle sowie die dortige Kanalisationnicht kontaminiert.
Ab ca. 19.00 Uhr kann das Industriegebiet an der Dieselstraße in Wülfrath wieder befahren werden.

Erst vor knapp zwei Wochen waren bei einem schweren Gas-Unfall in einemMönchengladbacher Lack-Lager 107 Menschen verletzt worden. Wie Polizeiund Feuerwehr berichteten, war die Löschanlage der Lagerhalle nacheinem Feuer in einer Kiste mit Sägespänen angesprungen. Offenbar durcheinen technischen Defekt sprühte die Löschanlage große MengenKohlendioxid (CO2) in die Halle. Von dort war das Gas aus nochungeklärten Gründen nach draußen gelangt.

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