Wirtschaft: DKV kommt nach Ratingen

Milliarden schwere Firma verlässt Düsseldorf. Großer Erfolg für die Wirtschaftsförderer.

Ratingen. Wenn Alkohol im Dienst erlaubt wäre, hätte Bürgermeister Harald Birkenkamp am Freitag nicht nur Sekt-, sondern Champagnerkorken knallen lassen: Mit dem Unternehmen DKV Euro Service kommt eine weitere namhafte Firma nach Ratingen.

Das traditionsreiche Familienunternehmen verlegt seinen Sitz mit 270 Mitarbeitern von Düsseldorf nach Ratingen an die Balcke-Dürr-Allee, wo sich im vergangenen Jahr mit Nokia und Coca Cola schon zwei weitere Top-Konzerne niedergelassen haben.

Auf einem 5700 Quadratmeter großen Grundstück wird ab Sommer für 30 Millionen Euro der neue Unternehmenssitz errichtet, der Ende 2010 fertig sein soll. Die Zahl der Mitarbeiter soll auf 44 aufgestockt werden. Zudem hat das Unternehmen eine Option auf ein weiteres Grundstück (3600 Quadratmeter) in der Nachbarschaft.

Die Neuansiedlung ist maßgeblich dem Bürgermeister und seiner Verwaltungsspitze zu verdanken: Die haben mit viel Tempo und mit äußerster Diskretion das ganz große Rad gedreht. Am Dienstag wurden beim Notar die Verträge unterzeichnet - "im Ruhrgebiet, wegen der Diskretion."

DKV ("Deutscher Kraftverkehr" - nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Krankenkasse) wurde vor 75 Jahren in Düsseldorf gegründet. Dem international tätigen Dienstleister im Transportgewerbe (Tank- und Mautservice) mit einem Jahresumsatz von 4,6 Milliarden Euro war es am bisherigen Standort am Vogelsanger Weg zu eng geworden.

Auf der Suche nach einer neuen Bleibe konnte Ratingen mit dem Top-Gelände in Ost punkten. "Wir finden hier eine ideale Infrastruktur - Parkplätze, ein Kindergarten und ein Fitnessstudio in der Nachbarschaft, hervorragende Anbindung an S-Bahn und Autobahn", lobte DKV-Geschäftsführer Alexander Trautmann, der Ratingen gut kennt - er wohnt in Eggerscheidt. Außerdem sei die Gewerbesteuer niedriger als in Düsseldorf.

Entscheidend sei aber das schnelle und flexible Handeln der Verwaltungsspitze gewesen. Lange war nämlich auch Düsseldorf noch mit im Rennen. Allerdings blieb eine im September gestellte Bauvoranfrage für einen Neubau alten Standort bis heute unbeantwortet.

"Mit einer Blutgrätsche ist dann Ratingen eingestiegen, und der Schnellste hat den Wettlauf gewonnen", brachte es Architekt Peter Ropertz auf den Punkt. Ropertz, der schon mit dem Esprit-Hauptquartier ein Highlight entworfen hat, will auch mit der neuen DKV-Zentrale Maßstäbe setzen. Der fünfgeschossige Bau wird "das energieeffizienteste und grünste Gebäude in Ratingen", sagte Ropertz. Durch Nutzung von Erdwärme und Sonnenkraft will man die sonst üblichen Energiekosten mehr als halbieren. Der Bürobau soll aus ökologischer Sicht ein Referenzobjekt für NRW werden.

"Mit dieser Neuansiedlung bestätigt Ratingen seine Bedeutung als starker Wirtschaftsstandort in der Region. Trotz Wirtschaftskrise drehen sich hier die Kräne weiter", sagte Birkenkamp. Freuen wird sich auch Stadtkämmerer Klaus-Konrad Pesch: Bei der Gewerbesteuer spielt DKV nämlich in der Champions League. Insider schätzen, dass gut sechs Millionen Euro jährlich mehr in die Stadtkasse fließen werden.

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