Wettbewerb: Ratingen will das Finanzamt

Die Stadt trumpft mit fünf Standortvorschlägen gegen Mettmann und Erkrath auf.

Ratingen. Im Wettlauf um die Ansiedlung des neuen Finanzamtes wuchert die Stadt Ratingen jetzt mit ihren Pfunden und präsentiert dem Landesfinanzministerium fünf Standortvorschläge im Stadtgebiet. Mit dieser Auswahl hofft man die Mitbewerber Mettmann und neuerdings auch Erkrath auszustechen.

Bei den zur Debatte stehenden Standorten handelt es sich sowohl um unbebaute Grundstücke in Toplagen (Calor Carré, Giertz-Gelände am Hauser Ring) als auch Projektentwicklungen nach Investorenmodellen (Place4-Gelände in Ratingen Ost, Krumbachskothen) sowie um die Anmietung eines bereits bestehenden Bürokomplexes (ehemalige Balcke-Dürr-Hauptverwaltung am Ostbahnhof).

Die Ansiedlung des neuen Finanzamtes wäre für Ratingen ein klarer Standortvorteil und ist natürlich auch eine Prestigefrage. "Wir sind die größte und steuerstärkste Stadt im Kreis Mettmann. Das Finanzamt hier in Ratingen zu haben, wäre sehr wichtig", erklärte Bürgermeister Harald Birkenkamp gegenüber unserer Zeitung.

Mit den vorgeschlagenen Standorten rechne man sich gute Chancen im Wettbewerb aus. Zudem würden 400 neue Arbeitnehmer auch den Umsatz in Ratingens Gastronomie und Handel ankurbeln.

In den eingereichten Wettbewerbsunterlagen versucht die Stadt, auch mit Zahlen und Fakten zu punkten: zentrale Lage, erstklassige Verkehrsanbindung mit Anschluss an vier Autobahnen, S-Bahn-Anschluss, dichtes ÖPNV-Netz, überdurchschnittlich hohe Kaufkraft, 40 000 Arbeitsplätze, vielfältiger Branchenmix mit weltweit operierenden Unternehmen. Und: "Die Zahl der Steuerpflichtigen in Ratingen ist mit 37 000 deutlich höher als die Zahl der Steuerpflichtigen aus Erkrath und Mettmann zusammen", versucht man die Verhältnisse klarzustellen.

Birkenkamp: "Die Servicestelle des Finanzamtes im Rathaus bleibt erhalten, aber für die Steuerpflichtigen in Ratingen wäre es auf alle Fälle besser, die Behörde vor Ort zu haben."

Für das künftige Finanzamt mit seinen rund 400 Beschäftigten sucht das Ministerium ein 6500 bis 10000 Quadratmeter großes Grundstück mit guter Verkehrsanbindung und einer Bruttogeschossfläche von rund 8000 Quadratmetern.

Die Ratinger Wirtschaftsförderung hat dafür gleich mehrere Angebote im Köcher: Mitten im Herzen der Stadt läge der "Cubus" im Calor-Carré - 300 Meter von der Fußgängerzone, kaum weiter vom S-Bahnhof entfernt. Das Baugrundstück liegt direkt am Wilhelmring, gegenüber des Relexa-Hotels.

Im Gewerbegebiet "Place 4 Business" auf dem ehemaligen Balcke-Dürr-Gelände gibt es zwei Optionen: Die Anmietung des Hochhauses der ehemaligen BD-Zentrale (das zwischenzeitlich von der Deutschen Bank genutzt wurde) oder ein Neubau an der Balcke-Dürr-Allee gegenüber der künftigen DKV-Zentrale.

Das ehemalige Ford-Giertz-Gelände am Hauser Ring wird als weiterer, sehr zentraler Standort ins Angebot genommen und mit einer Computer animierten Bebauungsskizze schmackhaft gemacht. Als fünfte Option wird das Gelände Am Krumbachskothen, das auch für einen Rathausneubau im Gespräch war, genannt. Die Verlagerung der Kleingartenanlage würde allerdings etwa zwei Jahre dauern.

Ist das Prestige es wert, solche hochwertigen Grundstücke für einen Nicht-Gewerbesteuerzahler zu verwenden? Birkenkamp bejahte und fügte hinzu: "An guten Gewerbesteuerzahlern haben wir noch einiges in der Pipeline."

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