Topjob: Der große Ansturm blieb aus

Viele kamen zur Berufs-Schau in die Stadthalle, doch viele blieben auch weg. Die Bilanz: durchwachsen.

Ratingen. Gleich am Eingang der Stadthalle, dort, wo sich die Rheinbahn postiert hat, riecht es nach Lötzinn. Wer mag, darf mal reinschnuppern: in die Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik. Auch wie ein Friseur arbeitet, ist zu sehen, oder was im Chemielabor passiert. Ansonsten geht es bei der Ausbildungs-Messe TopJob eher theoretisch zu, werden an den Ständen vor allem Broschüren und Ratschläge verteilt.

Mit 60 Ausstellern glänzte gestern die fünfte Auflage der TopJob, doch die Beteiligung der Zielgruppe war eher zurückhaltend. Besonders die Hauptschulen und Gymnasien waren spärlich vertreten. Kein Wunder, dort wurden gleichzeitig Abschlussprüfungen geschrieben. Doch auch das Frühlingswetter hielt offenbar viele Jugendliche fern.

Dabei hatten die beteiligten Firmen und Verbände auch handfeste Chancen zu bieten: Über 60 offene Ausbildungsplätze hatten sie zum Messestart noch der Stadt Ratingen als Veranstalterin gemeldet. Hinzu kommen etwa 200 weitere Stellen, die die IHK derzeit führt.

Denn längst nicht alle Branchen können aus einem großen Pool an Bewerbern wählen. Und so steht Alice Schnichels am Stand der grünen Berufe und wartet geduldig auf Neugierige. "Wir werden nicht gerade überrannt", sagt sie mit Bedauern, "dabei bieten wir Berufe mit Zukunft." Garten- und Landschaftsbauer, deren Verband sie vertritt, suchen dringend Nachwuchs - und zwar mit allen Bildungsabschlüssen. "Für viele Betriebe, gerade die kleineren, ist auch ein Hauptschulabschluss völlig okay", meint Schnichels.

Nebenan hat Henkel einen aufwändigen Stand mit Sitzgruppe aufgestellt, an dem eine Schar Auszubildender mit ihren möglichen Nachfolgern plaudert. Sucht Henkel etwa Hände ringend Lehrlinge? "Noch nicht", sagt Ausbildungsleiter Franz Klüter, "doch wir rechnen mit dem demografischen Knick, der in den nächsten Jahren kommt." Also beugt der Chemie-Konzern weit vor und knüpft die ersten Kontakte zu Schulen schon lange bevor die Schüler ihre Abschlüsse haben. Das geht so weit, dass sogar gezielt Unterricht gefördert wird. Etwa mit einem Mathe-Wettbewerb, bei dem 1000 Schüler über Wochen hinweg Aufgaben lösen. "Wir üben richtig Rechnen mit ihnen. Und demnächst ist Deutsch dran", so Klüter. Die Schulen, so sagt er, freut’s, und seinem Arbeitgeber bringt es vielleicht einmal Azubis, die zumindest den Dreisatz beherrschen.

Ob die sechste TopJob wieder im Frühling stattfinden wird, ist fraglich. "Wir denken über einen Termin zwischen Sommerferien und Herbst nach", erklärte Daniel Gromotka vom Stadtmarketing. Zum einen wegen des Bewerbungszyklus, der im Frühjahr schon weitgehend abgeschlossen ist und die TopJob ein wenig zur Restplatz-Börse abwertet.

Zum anderen wegen der Kollision mit den Prüfungen, die er in diesem Jahr nicht vorhergesehen hatte. Überhaupt sei die Messe stark von der Kooperation der Schulen abhängig, erklärt Gromotka. Denn wenn die - wie teilweise schon geschehen - den Besuch in der Stadthalle zur Schüler-Pflicht erklären, dann kann auch die Frühlingssonne der Veranstaltung nichts mehr anhaben.

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