Tönisheide: Bildung - Kunst als gemeinsame Basis

Der katholische und der evangelische Kindergarten Tönisheide bilden ab Sommer ein Familienzentrum. Die Weichen für ein erstes gemeinsames Projekt sind bereits gestellt.

Tönisheide. Behutsam verteilt Julia Wardenski lila Farbe mit einem Finger über den unebenen Untergrund, schafft einen interessanten Kontrast zum Weiß und Pink. Gegenstände ragen aus dem Bogen hervor, erst beim zweiten Blick erkennbar - es sind Baststücke, Federn, ein Stück Strohseide.

Neben der 21-jährigen Erzieherin experimentiert ihre Kollegin Britta Ratajczak mit denselben Materialien, trägt aber rote und gelbe Farbe mit einer kleinen Rolle auf ihr Kunstwerk auf: Die beiden Mitarbeiterinnen des Kindergartens St. Antonius probieren neue Techniken der künstlerischen Gestaltung aus.

"Die Schulung ist eine gemeinsame Fortbildung der katholischen und der evangelischen Kindertagesstätte", erläutert Ulrike Overbeck, Leiterin der katholischen Kita. Die beiden Einrichtungen bilden künftig gemeinsam das Tönisheider Familienzentrum. Um die Zusammenarbeit zu fördern, lernen 15 Mitarbeiterinnen der Kitas unter fachkundiger Anleitung Maltechniken mit verschiedenen Materialien kennen, die sie später in einem gemeinsamen Kunstprojekt mit den insgesamt 135 Kindern der beiden Einrichtungen (45 in zwei Gruppen im katholischen Kindergarten, 90in vier Gruppen im evangelischen) anwenden wollen.

Angeleitet werden die Erzieherinnen von Heike Pils-Kappeler, Leiterin einer integrativen Kindertagesstätte im niederrheinischen Goch, und ihrer Kollegin, der Heilpädagogin Tanja Horn. "Kinder sind so kreativ, wenn man sie lässt. Sie wollen experimentieren, ohne dass man ihnen zu viele Vorgaben macht", sagt Pils-Kappeler. Sie und ihre Kollegin haben mit Künstlern die unterschiedlichsten Techniken ausprobiert und wenden sie, mit eigenen Erfahrungen verknüpft, in der heimischen Kita an. Weil sie immer wieder gebeten wurden, ihre Erfahrungen weiterzugeben, bieten die beiden Frauen inzwischen entsprechende Kurse an.

Zum Beispiel wird eine Schicht Fugenbunt - der Kitt, mit dem üblicherweise Fliesen verfugt werden - auf Auslegepappe aufgetragen und die verschiedensten Materialien hineingedrückt. Das kann, wie eingangs geschildert, Bast sein, aber auch Reis, grobe Holzspäne, kleine Steinchen, Sand. Eva Dirks trocknet den so vorbereiteten Grund vor dem Einsatz der Farbe mit dem Föhn. Die wird anschließend durch Tupfen, Pinseln, mit dem Finger oder der Rolle aufgetragen - skurrile Kunstwerke, gegenständlich oder abstrakt, aber fast immer eine Augenweide.

Im Nebenraum experimentieren Dorothea Wagner und ihre Kolleginnen mit einer Rubbeltechnik: Stoff, Wellpappe, Rattanstäbchen liegen unter dem Papier, hinterlassen beim Bearbeiten mit Kreide faszinierende Konturen auf dem Blatt. Spannend auch diese Variante: Ein kleiner Ausschnitt eines bekannten Kunstwerks soll auf der Leinwand ergänzt werden: "Es gibt 1000 Möglichkeiten", sagt Heike Pils-Kappeler.

"Kinder genießen das Tun und denken nicht an das fertige Objekt. Für sie ist der Weg das Ziel." Gemeinsam können die Kinder der Tönisheider Kitas das demnächst mit ihren Erzieherinnen ausprobieren: "Am Ende steht auch bei uns 2011 eine Vernissage", sagt Gudrun Joest, Leiterin der evangelischen Kindertagesstätte.

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