Tönisheide: „Im Stern“ wurde einst gezecht

16 Gasthäuser gab es einmal „auf Tönisheide“ – eines davon in der Kuhlendahler Straße 13.

Tönisheide. Wer in Tönisheide das Haus "Im Stern" an der Kuhlendahler Straße aufsucht, landet schon an der Haustür in einer anderen Zeit. Keine schrillende elektrische Klingel im Flur, kein elektronischer Gong informiert die Bewohner über Gäste, sondern der laute Schlag einer Glocke, die von außen über ein eisernes Gestänge betätigt wird.

Hinter alten Mauern

"Da hat schon mancher verzweifelt den Klingelknopf gesucht", berichtet Bärbel Binkowski schmunzelnd. Vor 24 Jahren haben sie und ihr Mann Herbert das Gebäude als Ruine gekauft und komplett renoviert.

Der Grundstein aus dem Jahre 1776 dokumentiert das Baujahr des wohl zunächst als Schmiede betriebenen Gebäudes. Was sich danach tat, liegt im Dunkel der Geschichte. Erst 1864 taucht der "Stern" auf, als er als "Haus Nr.50 nebst Gebäuden und Garten, 112 Ruthen, 10 Fuß groß, taxiret zu 2335 Thalern, 22 Groschen, 6 Pfennigen" im amtlichen Kreisblatt des Kreises Mettmann zur Versteigerung aufgeboten wird.

Einen Hinweis auf die Nutzung gibt eine Schankerlaubnis von 1870, die dem Arnold Möllney den Betrieb einer Gastwirtschaft - einer von 16 auf Tönisheide - erlaubt. Nach dessen Tod zwei Jahre später führt seine Witwe Helene das Gasthaus weiter.

Ein kleines Fenster neben der Wohnzimmertür, einst Eingangstür der Schankwirtschaft, erinnert noch an jene Zeit. Wo heute die gute Stube ist, befand sich früher der Tresen: "Durch das Fenster wurden die Bierkrüge nach draußen gereicht", weiß Bärbel Binkowski. Sie hat vom Tönisheider Heimatforscher Wolfgang Ahlbrecht eine Aufstellung über die Historie des Hauses erhalten.

Viele weitere Informationen brachte ein Treffen ehemaliger Bewohner des "Stern", das die Familie Binkowski im Herbst 1989 arrangierte.

So berichten die Annalen über die Zeit von 1891 bis 1899, dass Wilhelm Kuhlendahl als Pächter eine Metzgerei im "Stern" betrieb. Auch ein großer Webstuhl wurde wohl eine Zeit lang im Haus betrieben, das schließlich überwiegend als Wohnhaus diente. Zeitweilig lebten gleichzeitig mehrere Familien mit insgesamt 16 Kindern in 25 teils winzigen Zimmern.

1966 machten Hugo und Mechthild Gester, die 28 Jahre zuvor in den "Stern" gezogen waren, eine bedeutende Entdeckung: "Als das bis dahin über einen Brunnen im Keller versorgte Haus an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen wurde, fanden sie den Grundstein", so Binkowski. Er liegt heute im Wohnzimmer der Familie.

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