Tiefenbroich: Im Zentrum der Autowäsche

Baustelle: Die Firma Clean Line errichtet auf dem Eckgrundstück Alter Kirchweg/Am Roten Kreuz seinen neuen zentralen Sitz.

Tiefenbroich. Jahrelang lag das Gelände an der Ecke Alter Kirchweg/Am Roten Kreuz brach - zur Freude der Anwohner, die einen unverbauten Blick auf die Grünfläche hatten. Damit ist es seit einiger Zeit vorbei. Derzeit prägen Bagger und schwere Lastwagen das Bild: Die Firma Clean Line, ein Fachbetrieb für Fahrzeugpflege, errichtet auf dem Eckgrundstück seine neue Hauptverwaltung und eine große Autowaschstraße. Am 1. ktober soll der Betrieb dort losgehen.

Clean Line hat seinen Sitz noch in Meerbusch, die Verwaltung ist jedoch über mehrere Standorte verteilt. Firmenchef Thomas Gerhold investiert rund 2,5 Millionen Euro, um den Firmensitz nach Ratingen zu verlagern und die Verwaltung zu zentralisieren. Neben den 15 Mitarbeitern, die aus Meerbusch kommen, sollen am neuen Standort 35 weitere Arbeitsplätze entstehen, eventuell sogar noch vier Ausbildungsplätze. Gerhold war seit Jahren in Ratingen auf der Suche nach einem geeigneten Standort, zwischenzeitlich war auch das ehemalige Gelände von Ford-Giertz im Gespräch.

Die Anwohner sehen vor allem die große Autowaschanlage mit Argwohn: Sie befürchten Lärmbelästigung durch an- und abfahrende Autos und den Betrieb der Waschstraße wie auch der Saugstationen und Autopflegeplätze. In einem Schallgutachten wurden genaue Auflagen gestellt, die Clean Line erfüllen muss: So wird die Waschstraße von dem Verwaltungsgebäude fast komplett umgeben und liegt somit im Innenbereich. Zudem werden Vorwasch- und Saugerbereich eingekapselt. Ein sechs Meter breiter Grüngürtel wird noch mit Bäumen bepflanzt und soll neben Schallschutz auch für einen schöneren Anblick sorgen. Die An- und Abfahrt der Fahrzeuge erfolgt über den Alten Kirchweg.

Streng genommen hätte die Waschanlage an dieser Stelle gar nicht zugelassen werden dürfen, weil dafür ein Mindestabstand von 100 Metern zur Wohnbebauung erforderlich gewesen wäre. Da es sich aber nicht um eine reine Waschanlage, sondern um ein Verwaltungsgebäude mit Waschstraße handelt, wurde das Vorhaben ausnahmsweise genehmigt.

Der Tiefenbroicher Bürgerverein (BV) ist von all dem nicht sonderlich angetan. Denn nach einem Rechtsstreit vor dem Verwaltungsgericht in anderer Sache muss die Stadt den aktuellen Bebauungsplan ändern und öffentlich auslegen. Was in die Änderungen aber mit einfließt, bringt den Bürgerverein in Harnisch: In dem Plan soll nämlich Tiefenbroich zum Gewerbeflächenvorratslager degradiert werden. "Konkret wird das Ziel verfolgt, den Gewerbestandort Tiefenbroich für flughafenaffine Betriebe vorzuhalten", heißt es in dem B-Planentwurf. Einzelhandel soll es nicht geben, um die Standorte Mitte und West nicht zu schwächen. "Es kann doch nicht sein, dass unser Ort für Werbung der Verwaltung für Gewerbebetriebe, die auf den Flughafen angewiesen sind, herhalten muss. Wir brauchen die letzten Grünflächen als Sauerstoffausgleich. Gebeutelt sind wir genug", schreibt BV-Vorsitzender Ilse Abel im aktuellen Infoheft des Vereins.

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