Tiefenbroich: Ein Computer als Erntehelfer

Auf Ratingens Feldern hat der Ernte-Endspurt eingesetzt. Modernste Technik hilft dabei, wertvolle Zeit zu sparen.

Tiefenbroich. Sobald der Regen mal Pause macht, sobald sich die Sonne blicken lässt, fährt Hanno Paas in seinem schicken, neuen Claas vom Hof: Das ist zwar kein Cabrio, aber dennoch ein lackierter Traum für jeden Landwirt und der ganze Stolz der Familie. 350 PS stark, vier Meter hoch und eine Front von 7,50 Meter. So erntet man heute. Der Claas Lexion 560 ist nicht nur der größte Mähdrescher seiner Gattung, sondern auch der modernste.

Mit dem Knochenjob seiner Vorfahren hat das nur noch wenig zu tun: Hanno Paas nimmt auf seinem gut gefederten Sitz Platz, wirft den Bordcomputer an, macht über die Tastatur ein paar Eingaben - und los geht’s. Auf dem Acker braucht er nur noch den Monitor im Blick zu haben, schon weiß er, wie viel Feuchtigkeit das Getreide momentan hat, wie viel schon geerntet ist oder wie viel Ertrag der Boden pro Quadratmeter bringt. "Dann können wir im nächsten Jahr viel gezielter düngen", erklärt Paas den Vorteil.

Nicht einmal lenken oder Gas geben muss er noch. Nur eintippen, wie viel Abstand zur abgeernteten Kante gehalten werden soll, dann fährt der Autopilot lasergesteuert übers Feld, immer im optimalen Tempo. "Was der kann, ist der absolute Wahnsinn", schwärmt Hanno Paas.

Bis zu 30 Tonnen grast der Lexion 560 pro Stunde ab, das entspricht drei Hektar und ist ein Viertel mehr, als Paas noch vor ein paar Jahren geschafft hat. Das ist wichtig, schließlich ist die Erntezeit auf ihrem Höhepunkt, und jede Stunde zählt. Das ganze Jahr wird auf diese entscheidenden drei Wochen hingearbeitet. Dann muss alles ganz schnell gehen.

Heute wird der Hafer auf dem Feld von Theo Leuchten geerntet. "Wir ernten zu 80 Prozent für unseren eigenen Betrieb und zu 20 Prozent helfen wir anderen Landwirten, die keine eigenen Maschinen haben", erklärt Paas Senior. Maschinengemeinschaft nennt sich so was.

Die größte Rolle bei der Ernte spielt aber immer noch das Wetter. Und das meinte es zuletzt nicht gut mit den Landwirten. "Der viele Regen hat dem Hafer geschadet", erklärt Paas. Durch den Regen haben sich die Halme nämlich hingelegt und einige Haferkörner haben am Boden wieder angefangen zu keimen. "Der Hafer muss jetzt vom Feld, ansonsten können wir die Ernte vergessen."

Auch sonst war das Wetter nicht unbedingt ideal für Getreide, der April viel zu heiß und trocken, dafür die vergangenen Wochen viel zu nass. "Trotzdem hatten wir im Vergleich zum Rest von Europa noch richtig Glück, wir haben eigentlich eine normale Ernte", sagt Paas zufrieden.

Feuchtigkeit Mit mehr als 15 Prozent Feuchtigkeit lässt sich Getreide nicht mehr lagern, wird quasi unverkäuflich. Falls zu nass geerntet, muss es also getrocknet werden. Die Maschinen dafür verbrauchen viel Öl.

Sonne Zu viel ist auch nicht gut. Die Hitzephase im Frühjahr ließ die Pflanzen verkümmern und drückt die Erträge. Die sind momentan mäßig: Gegenüber dem starken Vorjahr durchschnittlich minus zehn bis 20 Prozent (Quelle: Bauernverband).

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