Strom vom heimischen Hof

Für ein von externer Energie unabhängiges Wülfrath kann die lokale Landwirtschaft eine gewichtige Rolle spielen.

Wülfrath. „Der richtige Schritt, auch wenn die Energie nicht zu hundert Prozent vor Ort produziert werden kann“, begrüßt Norbert Düring den städtischen Vorstoß, ein „Energieautarkes Wülfrath“ anzustreben. Ein entsprechendes Gutachten soll in diesem Jahr erstellt werden.

Der Landwirt sieht „gute Möglichkeiten“ für einen lokalen Energiemarkt. Und Düring weiß, wovon er spricht. Seit 2001 ist seine Biogasanlage auf Gut Oetelshofen in Betrieb. Seit 2005 betreibt er eine zweite in Brandenburg.

Unweit der Düsseler Straße am Ende des Oetelshofer Weges liegt der Bauernhof, auf dessen Gelände er die Anlage mit den zwei Biogasbehältern betreibt. Er produziert Strom. Auch Abwärme kann genutzt werden.

Vier Wohnhäuser mit insgesamt zehn Wohneinheiten werden so beheizt. „Die brauchen keinen Tropfen Öl“, merkt Düring (49) an. Doch in erster Linie ist Strom das Produkt der Anlage. Maximal 400 Kilowattstunden kann Düring ins Netz abgeben und kassiert dafür 10,23 Cent je kw/h — festgeschrieben auf 20 Jahre.

„Rund zehn Prozent des Wülfrather Strombedarfs in privaten Haushalten speise ich ein“, merkt er an. „Da sieht man welche Größenordnung möglich ist.“ Und Kollege Bernhard Imbusch, der die Biogasanlage leitet, ist überzeugt: „Das Potenzial an Energie, die allein auf Wülfrather Bauernhöfen hergestellt werden könnte, ist enorm.“

Für beide ist klar: Bei der Umsetzung von Plänen für ein von externer Energie unabhängiges Wülfrath, kann die Landwirtschaft vor Ort eine gewichtige Rolle spielen. Im Gespräch mit der WZ erinnert Düring daran, dass das Interesse an alternativen und ökologischen Energien in Wülfrath nicht immer groß war.

„Als ich vor mehr als zehn Jahren angefangen habe, hätte ich mir schon eine Kooperation mit den Stadtwerken vorstellen können.“ Die Bebauung am Flehenberg hätte beispielsweise mit „grüner Energie“ versorgt werden können. „Dazu gab es keine Bereitschaft. Aber da scheint sich ja etwas geändert zu haben.“

Für Düring und Imbusch steht fest, dass die Bereitschaft in der Energieversorgung etwas ändern zu wollen, ausgeprägt vorhanden sein muss. „Die Stadt muss es wollen, die Stadtwerke auch.“ Die Bürger müssten von der Idee überzeugt werden, „dass es funktionieren kann“, so Düring.

Aus seiner Sicht hätte vor einigen Jahren auch eine Biogasanlage am Zwingenberger Weg realisiert werden können. „Wo, wenn nicht in solchen Bereichen, sollten solche Anlagen entstehen?“, fragt er rhetorisch. Eine ganze Siedlung in Flandersbach hätte auf kurzem Weg bedient werden können.

Auch Windräder kann er sich für Wülfrath vorstellen — zum Beispiel auf den weitläufigen Flächen von Rheinkalk. Imbusch geht noch weiter — mit Blick auf die Kalk-Halden im Umfeld: „Energie-Hügel: Mit Windrädern oben und großflächige Photovoltaikanlagen auf den Hängen.“ Noch ist’s Zukunftsmusik. . .

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