Stau auf der Autobahn: Der Segen wird zum Fluch

Wenn auf den Autobahnen nichts mehr geht, bricht auch in der Innenstadt der Verkehr immer wieder völlig zusammen.

Ratingen. Bahnstreik und Großmesse in Düsseldorf: Die Autofahrer in Ratingen werden in den kommenden Tagen wieder Nerven wie Drahtseile brauchen, wenn sie - vor allem im Feierabendverkehr - mit ihrem fahrbaren Untersatz in der Stadt vorankommen wollen. Denn allein diese beiden Ereignisse können ausreichen, den Verkehr in der Dumeklemmerstadt kollabieren zu lassen. Kommt dann noch wie am Montag ein unfallbedingter Stau auf einer der Ratingen umgebenden Autobahnen dazu, ist das Chaos perfekt.

Der Segen der hervorragenden Autobahnanbindung wird dann schnell zum Fluch. Wenn es auf den Schnellstraßen rund um die Stadt nicht mehr vorangeht, weichen die Autofahrer auf Nebenstrecken aus - und die führen fast immer durch die Innenstadt.

Als am vergangenen Donnerstag die Lokführer gestreikt hatten und viele Pendler ins Auto gestiegen waren, lief rund ums Breitscheider Kreuz nichts mehr: Kilometer lange Staus auf der A 3, der A 44 und A 52. Kurz später waren auch die Landstraßen dicht und die Innenstadt wurde zu einem riesigen Parkplatz: Auf der Mül-heimer Straße zwischen dem Kreisel Krummenweg und der City standen die Fahrzeuge Stoßstange an Stoßstange. Das gleiche Bild auf dem Blyth-Valley-Ring in Richtung Lintorf, heillos verstopft waren auch die Kaiserswerther Straße, ebenso die Reichswaldallee und die Brachter Straße. Für Strecken, die nur wenige Minuten Fahrzeit benötigen, brauchten die Autofahrer ein Vielfaches. So war Musiklehrer Arno Behl von Ratingen West zur Poststraße eine dreiviertel Stunde unterwegs.

Ihren üblen Ruf als Hindernis für zügiges Fortkommen festigt dabei immer wieder die Mettmanner Straße. Auf der schmalen und kurvenreichen Strecke durchs Schwarzbachtal ist per se nur Tempo 30 erlaubt, bei höherem Fahrzeugaufkommen ist nicht einmal diese Geschwindigkeit möglich, zumal am Nussbaumweg das nächste Nadelöhr für Zwangspausen sorgt. Am frühen Montagabend - die A 3 war nach einem Lkw-Unfall gesperrt - zog sich die Fahrzeugschlange von der Industriestraße bis zum Ortseingang Mettmann hin.

Mitverantwortlich für das Verkehrschaos sind auch die Navigationsgeräte, die den Autofahrern eigentlich bei der Stauumfahrung helfen sollen. Wenn bei einer Staumeldung auf der Autobahn die Autos kollektiv durchs Schwarzbachtal gelotst werden, "weiß" vermutlich das Gerät nicht, dass die L 239 nur auf dem Papier eine Landstraße ist, ansonsten streckenweise einem asphaltierten Feldweg gleicht. Diesen Verdacht hegt auch Polizeichef Elmar Hörster: "Vor einem halben Jahr hat sich dort ein 36-Tonner festgefahren, obwohl die Strecke für Lkw gesperrt ist. Der Fahrer sagte, er hätte das Verbotsschild nicht gesehen und die Straße sei ihm vom Navi vorgegeben worden." Stundenlang Personal zur Verkehrsregelung abstellen kann Hörster aber nicht.

Auch ohne Unfälle wird es in den nächsten Tagen richtig voll auf den Straßen: Heute beginnt in Düsseldorf die Kunststoff-Messe, zu der mehr als 200 000 Besucher erwartet werden, und ab morgen wollen die Lokführer 30 Stunden lang streiken. . .

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