Rutschpartie in der City

Viele Anwohner und Geschäftsleute kommen ihrer Räumpflicht nicht ausreichend nach.

Ratingen. Julia Gresser ist es leid. Sie will nicht mehr in die Innenstadt gehen - wenn es nicht unbedingt sein muss. Eine Zumutung nennt sie die Straßenverhältnisse mit Eis, Schnee und glatten Flächen auf den Wegen.

"Ich kann mich nicht mehr sicher fühlen und muss jeden Moment Angst haben, mich hinzulegen", sagt sie. Besonders die Bechemer Straße sei eine Katastrophe.

"Dort liegt immer noch Schnee, von den Menschen niedergetrampelt, so dass aus der weißen Pracht eine schmutzig, schmierige Schicht geworden ist. Das ist eine reine Rutschpartie."

Mit ihrer Meinung ist sie nicht alleine. Ältere Leute, die mit ihren Gehwagen in der Innenstart unterwegs sind, schimpfen bei ihrem Spaziergang. Sie fragen sich, wer denn für die Räumung der Wege in der Innenstadt verantwortlich ist. Das wird sich auch eine junge Frau gefragt haben, die am Donnerstag auf der Mülheimer Straße/Ecke Oberstraße ausgerutscht ist und hinfiel.

Die Antwort ist klar: Räumungspflicht in der Innenstadt haben die Anwohner und Geschäftleute. Sie müssen in einer Breite von mindestens 1,50 Meter vor ihrem Haus die Wege vom Schnee befreien.

"Das ist auf dem Marktplatz auch schon am ersten Schneetag passiert. Da war ich selber vor Ort und rund um den Markplatz waren die Wege frei", sagt Roland Rath, stellvertretender Leiter des Baubetriebshofs.

Er habe aber auch beobachtet, dass es in den anderen Straßen nicht so gut aussah und Fußgänger Probleme hatten. "Da können wir auch nur an die Anwohner appellieren, die Wege frei zu machen."

Um den Rest der Fußgängerzone würde sich dann der Winterdienst der Stadt kümmern, obwohl er nach der Straßenreinigungssatzung nicht dazu verpflichtet ist. "Wir machen das als Service aber trotzdem. In den vergangenen Tagen haben wir in der Fußgängerzone gestreut, und auch in den kommenden Tagen werden wir wieder unterwegs sein", sagt Rath.

Dass trotz der Arbeit immer noch Rutschgefahr für die Passanten besteht, hat eine einfache Erklärung: "Es ist zu kalt. Bei solchen Minustemperaturen wirkt Salz nicht. Da können wir streuen, wie wir wollen, das nützt alles nichts. Es muss wärmer werden."

Ein wenig Hoffnung hat Rath am Donnerstag gehabt, dass durch die Sonneneinstrahlung der Schnee und Eis zumindest ein wenig wegschmilzt. Deshalb waren am Donnerstag die Mitarbeiter des Baubetriebshofs auch schon in den Morgenstunden unterwegs, haben die Wege in den Innenstadt geräumt und Salz gestreut. Am Abend rückten sie dann noch einmal raus.

Und auch am Freitag sind die Mitarbeiter wieder unterwegs. Doch unendlich streuen können er und sein Team vom Baubetriebshof nicht. "Wir müssen wirtschaften. Unser Salzsilo ist leer. Wenn jetzt noch einmal alles zufriert, dann können wir gerade noch die Hauptstraßen streuen."

Der zur Seite geschobene Schneematsch wird zur Entsorgung mit einem Lkw zum Baubetriebshof transportiert. Nur bei kleinen Mengen lassen die städtischen Mitarbeiter ihn hügelweise auf den Wegen liegen - wie auf der Bechemer Straße.

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