Ratinger CDU noch gespalten

Die Wahl von Jan Heinisch zum Kreisvorsitzenden sorgt in Ratinger CDU für Diskussionen.

Ratingen. Am Donnerstagabend hat für die CDU im Kreis die Nach-Droste-Ära begonnen. Mit der Wahl des Heiligenhauser Bürgermeisters Jan Heinisch zum neuen Kreisvorsitzenden tritt der Ratinger Landtagsabgeordnete Wilhelm Droste nach 15 Jahren zurück ins zweite Glied.

Dieser Schritt ist vor allem für die Ratinger CDU eine bedeutsame Zäsur, denn Droste hatte in den vergangenen Jahren auch polarisiert und nicht wenige geben ihm eine Mitverantwortung für die Krise, die auch zur Spaltung der Ratinger Christdemokraten geführt hat.

Im Zuge dieser Querelen war es zur Abspaltung der Bürger-Union (BU) gekommen. Eine Wiedervereinigung der beiden bürgerlichen Lager war seitens der BU mit Hinweis auf verschiedene Führungspersönlichkeiten in der CDU ausgeschlossen worden. Dabei fielen immer wieder die Namen Wilhelm Droste, Ewald Vielhaus (Fraktionsvorsitzender) und Rolf Steuwe (Stadtverbandsvorsitzener).

Wie tief die Gräben waren und zum Teil noch sind, die damals aufgerissen wurden, zeigt sich auch darin, dass Heinisch nicht uneingeschränkte Zustimmung in Ratingen findet - im Gegenteil. Teile des Ortsverbandes Mitte hatten sich im Vorfeld des Parteitages klar für den Kandidaten Harald Giebels ausgeprochen. Sie sehen Heinisch als politischen Ziehsohn Drostes und hegten die Befürchtung, dass die "Droste-Linie", wie es ein CDU-Mann formulierte, nahtlos fortgesetzt werde: Wer nicht mitzieht, wird abgestraft.

Kein Blatt vor den Mund nimmt Wolfgang Leyendecker, Kreisvorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) der CDU: "Die bisherigen Verhältnisse bleiben. Giebels wäre der Einzige, der einen Neuanfang garantiert hätte." Den neuen Kreisparteichef sehe er "sehr stark in Drostes Fahrwasser." Allerdings will Leyendecker dem frisch gebackenen Parteivorsitzenden eine Chance geben: "Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Wenn er mit der Vergangenheit abschließt und auch andere Meinungen zulässt, kann er was bewegen." Er selbst habe ihm sofort zur Wahl gratuliert und eine "gute Zusammenarbeit" angeboten. Als "schlechten Stil" empfand Leyendecker jedoch Heinischs Wahlempfehlungen für die Stellvertreterposten.

Stadtverbandsvorsitzender Rolf Steuwe relativierte die angesprochenen Differenzen: "Wir haben uns im Stadtverband nicht festgelegt, sondern die Wahl offen gelassen." Mit der Wahl von Heinisch sei er "sehr zufrieden". Steuwe ist davon überzeugt, dass der neue Kreisvorsitzende "nicht die eingefahrenen Wege gehen" werde. Und: in einer lebendigen Partei gebe es nun einmal auch Zoff. Für eine Annäherung an die Bürger-Union gebe es zurzeit keinen "akuten Handlungsbedarf", sagte Steuwe, man sei aber jederzeit "offen für Gespräche".

Fraktionsvorsitzender Ewald Vielhaus sieht in Jan Heinisch ebenfalls den Wunschkandidaten, der "die kommunale Familie mitnehmen kann." Für das Verhältnis von CDU und BU sehe er keinerlei Zusammenhänge. "Diese Zusammenarbeit muss sich auf kommunaler Ebene ergeben."

Für BU-Fraktionschef Lothar Diehl ist eine Annäherung an die CDU derzeit kein Thema: "Wir waren guten Willens und haben auch Gespräche geführt. Doch dann hatte die CDU andere Absprachen getroffen."

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