Ratingen: Widerstand gegen Googles Straßen-Fotos

Grüne wollen Erfassung der Straßen durch Google verhindern.

Ratingen. Wer Straßenkarten im Internet bisher nur als zweidimensionale Zeichnungen kannte, oder bestenfalls als Satellitenbilder, der staunt, was Google jetzt für immer mehr Städte bietet: Dreidimensionale Ansichten von jedem Punkt aus, der mit dem Auto befahrbar ist. "Street View" heißt der Dienst, für den Google seit einigen Monaten auch in Europa mit Kamerawagen unterwegs ist.

Systematisch werden dann Straßenzüge abfotografiert - mitsamt der Menschen, die sich darauf bewegen. Für den Internetnutzer werden die Bilder so zusammen gesetzt, dass er einen virtuellen Spaziergang unternehmen kann. Die kostenlose Anwendung soll zum Beispiel Wohnungssuchenden dabei helfen, die Umgebung ihrer Wunschadresse genauer zu inspizieren.

Kritiker gegen "Street View" gibt es viele - und auch in Ratingen formiert sich erster Widerstand. Die Grünen haben jetzt beantragt, die Stadt möge prüfen, ob sich der Besuch von Google in Ratingen verhindern lasse.

Die größten Bedenken richten sich dagegen, dass Google Menschen ohne deren Zustimmung aufzeichnet. Da könnte beispielsweise zu sehen sein, wie eine Person die Hautarztpraxis verlässt oder wie zwei vermeintliche Kontrahenten miteinander auf der Straße reden. "Diese Bilder werden anonymen Betrachtern verfügbar gemacht, ohne dass es dafür eine sachliche Notwendigkeit gibt", moniert Grünen-Fraktionschefin Susanne Stocks.

Sie fürchtet auch, dass Kriminelle die Bilder von Häusern zur Planung von Einbrüchen nutzen würden. Banken könnten auf die Idee kommen, sich vor der Kreditvergabe erstmal das Haus ihrer Kunden von außen anzusehen - mit einem Mausklick.

Unterstützung finden die Grünen bei der Datenschutzgruppe der Europäischen Union, nach deren Maßstäben das Bildmaterial von "Street View" einen klaren Personenbezug hat. Stocks: "Die Aufnahmen sind daher aus unserer Sicht mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu untersagen."

Doch genau an den Mitteln könnte das Ansinnen scheitern. Bisher durften die Kamerawagen nämlich ungehindert überall hinfahren. Doch auch, wenn die Aufnahmen nicht zu verhindern sein sollten, könne die Stadt etwas tun: Sie solle, so fordert der Antrag, die Ratinger zumindest über das weitere Verfahren und die Einspruchsmöglichkeiten bei Google informieren. esk

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