Ratingen: Wenn Mama nicht mehr kann

Bei Stress mit dem Nachwuchs: Ehrenamtliche Helfer sollen junge Familien entlasten.

Ratingen. Die Vorfreude auf ein Baby gehört zur schönsten Zeit einer werdenden Familie. Wenn der Nachwuchs dann aber da ist, folgt häufig die große Ernüchterung: Zuhause beginnt trotz aller Freude der ganz normale Wahnsinn einer Wochenbett-Familie: Das Baby schreit, niemand kauft ein, das Geschwisterkind ist eifersüchtig und der besorgte Vater bekommt keinen Urlaub.

Wenn dann nicht gerade die frisch gebackenen Großeltern in der Nähe wohnen, sind Mütter oft überfordert. Ein neues Projekt will geplagten Eltern helfen. Das Evangelische Familienbildungswerk will Ehrenamtler vermitteln, die sich in den ersten Lebensmonaten einige Stunden um den Nachwuchs kümmern, mit dem quengelnden Geschwisterchen spielen, die Zwillingsmutter zum Arzt begleiten oder einfach nur Ansprechpartner sind.

2002 ist das Projekt "wellcome" in Hamburg gestartet, hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten. Vor eineinhalb Jahren wurde Gabriele Kibat, Leiterin des Evangelischen Familienbildungswerks Ratingen auf das Projekt aufmerksam. "Es gibt viele Angebote für Eltern vor der Geburt und für Krabbelkinder. Dazwischen gibt es aber eine große Lücke, die mit "wellcome" geschlossen werden soll", erklärt Kibat.

Seit Mitte Januar laufen die Vorbereitungen für den Projektstart in Ratingen. Broschüren wurden verteilt, in den Kursen des Familienbildungswerks und in der Freiwilligen-Zentrale wurde die Werbetrommel gerührt. Noch haben sich aber keine Ehrenamtler gefunden. "Das soll sich schnell ändern. Es haben sich schon viele Frauen gemeldet, die Interesse haben, die jungen Familien zu unterstützen", ist Kibat optimistisch.

Ganz umsonst ist der Service für junge Familien aber nicht. Bis zu vier Euro pro Stunde fallen für die Hilfe durch Ehrenamtler an. Hinzu kommt eine einmalige Vermittlungsgebühr von bis zu zehn Euro. "Am Geld soll es aber nicht scheitern. Wenn eine Familie wenig Geld zur Verfügung hat, ermäßigen wir gerne", sagt Kibat. Von den Einnahmen werden den Ehrenamtlern die Fahrtkosten erstattet. Durch die Projektkoordinatorin Renate Schanz werden sie geschult. Außerdem sollen Referenten Fortbildungen anbieten. "Es gibt klare Rahmenbedingungen für die ehrenamtlichen Helfer. Die Anzahl der Stunden ist begrenzt und auch Versicherungsschutz besteht. Sie sollen auf gar keinen Fall einen Sozialarbeiter ersetzen", sagt Kibat.

Etwa zweimal die Woche zwei bis drei Stunden lang sollen die Helfer im Einsatz sein. "Frauen, die selbst Kinder haben, können am besten nachvollziehen, wie schwer die Situation junger Mütter ist", so Kibat. "Vielleicht haben gerade sie Spaß daran, Mütter in dieser Lebenssituation zu unterstützen." In Städten, in denen "wellcome" bereits läuft, sind ehemalige Hebammen oder junge Mädchen, die bereits Erfahrung beim Babysitten gesammelt haben, in den Familien. "Die Erfahrung zeigt, dass meist Frauen diese ehrenamtliche Aufgabe übernehmen. Wir können uns aber gut vorstellen, dass sich auch ältere Herren finden, die gerne den Ersatz-Opa spielen oder Einkaufen gehen möchten", sagt Kibat.

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