Ratingen: WC-Prämie für Gastronomen

In der Verwaltung wird jetzt eine ganz einfache Lösung des Problems geprüft.

Ratingen. Statt eines teuren Neubaus könnte die Verwaltung den Gastronomen für die Nutzung deren Toiletten eine monatliche Prämie bezahlen. Mit dieser Idee wird der schier unendlichen Geschichte "City-Toilette" jetzt ein neues Kapitel hinzugefügt.

Seit sechs Jahren arbeitet der Seniorenrat hartnäckig daran, dass sich die Situation in der Innenstadt mit öffentlichen Toiletten endlich verbessert. Inzwischen wurde darüber lang und breit debattiert, Planungen vorgestellt und verworfen, Entwürfe präsentiert und abgelehnt. Eine Miet-Variante hatte aus Kostengründen keine Chance, ein Umbau im Erdgeschoss des Technischen Rathauses scheiterte am Einspruch des Architekten. Ebenso die geplante selbstreinigende WC-Anlage in einem Anbau neben dem Technischen Rathaus, die trotz der Kosten von 120000Euro als Favorit galt. Zuletzt wurde im Sozialausschuss beschlossen, das von den Stadtwerken nicht mehr genutzte Büro an der Ecke Martin-Luther-Hof in eine City-Toilette umzuwandeln.

Jetzt kommt möglicherweise neue Bewegung in die Sache: Warum werden nicht einfach die Toiletten der - in der Innenstadt zahlreich vorhandenen - Gaststätten und Kneipen für jedermann zugänglich gemacht. Diesen ebenso simplen wie wirkungsvollen Vorschlag unterbreitete die Vorsitzende der Volkssolidarität, Gabi Evers, in einem Schreiben an den Bürgermeister. Sie verweist auf die Stadt Troisdorf, wo den örtlichen Gastronomen eine sogenannte WC-Prämie gezahlt wird, wenn sie ihre Sanitäranlagen öffentlich nutzen lassen. Diesen Service lasse sich die Stadt jeweils 50 Euro im Monat kosten. In Troisdorf konnte mit diesem Modell ein teurer Neubau öffentlicher Toilettenanlagen bislang vermieden werden.

"Gute Idee", urteilte Baudezernent Ulf-Roman Netzel. Allerdings hätte eine Kollegin aus seinem Dezernat diese Idee auch schon als Verbesserungsvorschlag eingebracht. "Wir prüfen das zurzeit, auch gemeinsam mit dem Stadtmarketing." Voraussetzung sei natürlich, dass in den Gaststätten vernünftige Sanitäranlagen vorhanden sein müssen - wovon er aber ausgehe. Wichtig sei auch die Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer. Dass ein solches Modell funktionieren kann, hat Netzel erst kürzlich bei seinem Österreich-Urlaub erfahren. Dort seien Gaststätten und Lokale mit öffentlich nutzbaren Toiletten mit einem Smiley-Schild gekennzeichnet. "Und die Leute wissen auch, was das bedeutet."

In Ratingen müsste da noch Überzeugungsarbeit geleistet werden. Faktisch werden viele Gaststätten schon als Anlaufstellen genutzt, wenn man "dringend muss". Begeistert sind manche Gastronomen nicht darüber, wollen aber potenzielle Kunden auch nicht verprellen. "Ich hätte nichts gegen eine solche Prämie", sagt Kai Glöckler, Geschäftsführer des Frankenheim am Markt: Damit würde man den Status quo wenigstens etwas versüßen. Sein Chef, Stefan Amelung, sieht es skeptischer: "Wenn mit einem Schild noch dafür geworben wird? Dann bin ich eher dagegen."

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