Ratingen: Treffer unter der Gürtellinie bei der St. Sebastiani-Bruderschaft

Benno Sommer tritt nicht mehr zu Wahl des 2. Vorsitzenden an. Er fühlt sich gemobbt.

Ratingen. Von wegen Friede, Freude, Eierkuchen - diesmal barg die Winter-Generalversammlung der St. Sebastiani-Bruderschaft Ratingen viel Zündstoff. Das hatte sich bereits im Vorfeld angekündigt und wurde bei der Versammlung am Sonntag im Pfarrsaal von St. Peter und Paul deutlich.

Die Emotionen kochten bei der Wahl des 2. Vorsitzenden hoch. Benno Sommer, der seit 13 Jahren zusammen mit dem Bruderschafts-Chef Karl-Heinz Schneider tadellos die Amtsgeschäfte geführt hat, stellte sich nicht mehr zur Wahl. "Die 13 Jahre haben mir viel Spaß bereitet. Doch in den letzten Monaten habe ich die Schützen-Tugenden Kameradschaft und Solidarität in der Schützenbruderschaft vermisst. Das Hauen und Stechen hinter den Kulissen war unglaublich. Teilweise gingen die Angriffe gegen mich weit unter die Gürtellinie und wurden zudem in meine Familie hineingetragen. Das machte keinen Spaß mehr", begründete der Schützenkönig von 20067/2007 mit bewegter Stimme seinen Rücktritt.

Fast schon ein wenig Wehmut kam auf, als ihm die Schützenbrüder mit tosendem Beifall für diese Worte dankten. Der scheidende Vize (57) bleibt aber Miglied der Jäger-Kompanie. Mit Gero Keusen (Tell-Kompanie) gab es nur einen Kandidaten für die Nachfolge von Benno Sommer. Keusen erklärte vor der Wahl, dass er nichts mit den Machenschaften hinter den Kulissen zu tun habe, gab aber zu, dass er in Gesprächen zum Thema Benno Sommer unschöne Sachen gehört habe. "Da war sogar von der Tell-Mafia die Rede", ärgerte sich Keusen.

Die Wahl entschied er dann mit 122 zu 61 Stimmen für sich., nachdem er von Rudolf Krell, dem Vorsitzenden des rheinischen Schützenwesens Düsseldorf, mit einer der höchsten Auszeichnungen, der Jan Wellem-Medaille in Silber, geehrt wurde.

Der Tagesordnungspunkt sechs, die Neufassung der Bruderschaftssatzung stand da zur Debatte. Viele Kritiker hatten bemängelt, dass die Sportschützen keinen Zutritt zur Bruderschaft haben sollen.

Die Sportschützen, die vor 40 Jahren von Mitgliedern der Bruderschaft als nicht eingetragener Verein gegründet worden waren, beantragten die Aufnahme in die Bruderschaft, da sie nach der Gesetzesänderung im Zuge des Amoklaufs in Winnenden einen eingetragenen Verein als juristische Rechtsperson brauchen. "Einige Mitglieder sahen nun die Grundsätze der Schützen gefährdet, weil dann auch Nicht-Christen aufgenommen würden", erklärte der Vorsitzende der Sportschützen, Winfried Ostertag.

Deshalb wurde die neue Satzung dahingehend ergänzt, dass die Sportschützen, sofern sie keine Bruderschaftsmitglieder sind, nicht am Königsschießen, Festzug oder Sitzungen teilnehmen dürfen. Auch ein Stimmrecht haben sie nicht.

Somit waren Gregor Faßbenders (Suitbertus-Kompanie) Bedenken vom Tisch. Bei der Abstimmung votierten die anwesenden 200 Mitglieder der Bruderschaft bei nur einer Gegenstimme für die novellierte Satzung.

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