Ratingen: Stein um Stein gepfuscht

Innenstadt: Das Straßenpflaster in der Bechemer Straße wurde nicht richtig verlegt.

Ratingen. Die Einzelhändler und Kaufleute an der Bechemer Straße haben den Kaffee auf: Nachdem sie rund drei Jahre lang eine Großbaustelle vor ihren Geschäften ertragen mussten, drohen nun erneut Bauarbeiten, um den Pfusch beim Verlegen des Pflasters zu beseitigen. Sie fürchten Umsatzeinbußen. Wie berichtet, hatte sich das Pflaster im Winter aufgeworfen, es kam zu Abplatzungen an den Natursteinen, die Fugen hatten sich verschoben. Das Bochumer Ingenieursbüro KM, das im Auftrag der Stadt nach der Ursache des Schadens forschen sollte, fand heraus, dass der Untergrund so sehr verdichtet worden war, dass Wasser nicht versickern konnte und sich so Staunässe gebildet hat. Bei Frost kam es dann zu Aufwölbungen.

An insgesamt vier Stellen auf der Bechemer Straße wurde für das Gutachten das Pflaster aufgenommen und der Untergrund untersucht. Dabei kam auch heraus, dass an drei Stellen (vor Spielwaren Trefz, Ecke Steinhausgässchen, vor der Citibank) die zweite Schottertragschicht nicht vorhanden ist, an einer Stelle fehlte sogar die Frostschutzschicht. Die anderen Frostschutzschichten weisen zum Teil falsche Zusammensetzungen bei der Korngröße auf.

Zusammenfassend heißt es in dem Gutachten, das unserer Zeitung vorliegt: "Weitere Schadensursache ist, neben der Staunässe, die unterschiedlichen Pflasterbettungsdichten. Darüber hinaus halten alle Fugen und Bettungsmaterialien nicht die jeweiligen Anforderungen ein." Die Elastizität des Pflasters sei dadurch erheblich eingeschränkt, so dass es "zwangsläufig zu Verschiebungen und Verformungen in der Pflasterdecke" komme. Der Sanierungsvorschlag des Ingenieursbüros: das Pflaster komplett aufnehmen, einen Teil der Tragschicht wieder abtragen, danach Tragschicht und Pflasterbett richtig eingebringen und die Steine neu verlegen. Die Bechemer Straße würde also wieder zur Großbaustelle.

Wann geht in welchem Umfang los? Wer bezahlt die Reparatur? Wer ist für den Schaden verantwortlich? "Wir sind noch im Prüfstadium", erklärte Stadtsprecherin Ulrike Elschenbroich auf Anfrage unserer Zeitung. Es werde noch untersucht, ob statt der "Maximalforderung" des Gutachtens auch eine abgespeckte Form möglich wäre. Geprüft werde auch, inwieweit Versicherungen in Anspruch genommen werden können. Noch gebe es keine Anhaltspunkte zu Zeitplan und Kosten. Verzwickt ist dabei, dass der Untergrund von einer Baufirma hergestellt, das Pflaster jedoch vom städtischen Baubetriebshof verlegt wurde.

Die Händler sind jetzt schon angefressen. "Wir hatten nach drei Jahren Baustelle vor der Tür gehofft, dass endlich alles vorbei ist", sagte Achim Egenberger, Inhaber eines Sportgeschäftes. Es sei schon schwer gewesen, die Umsatzeinbußen aufzufangen, die während der Bauarbeiten zwischen 2005 und 2008 entstanden sind. "Wir lassen uns das nicht bieten." Ob die Händlergemeinschaft Schadenersatzforderungen stellen, werde noch geprüft. "Wenn die Kunden wieder Bagger auf der Straße sehen, drehen die doch auf dem Absatz um." Besonders ärgerlich sei, dass es von der Stadt keinerlei Informationen gebe.

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