Ratingen: Neues Leben in Haus Messer

Seit September hat Ratingen kein vegetarisches Restaurant mehr – doch bald schon könnten es sogar zwei sein.

Ratingen. Fünf Monate ist es nun her, dass die "Kostbar" ihre Küche geschlossen hat - doch noch immer scheinen die Ratinger ihrem Vorzeige-Restaurant nachzutrauern. "Wir bekommen täglich Reaktionen, allein heute waren es vier Mails und drei Anrufe", sagt Georg Müller, der 20 Jahre lang die "Kostbar" an der Lintorfer Straße betrieben hat.

Der viele Zuspruch beflügelt natürlich. Und so ist sich Müller inzwischen sicher: "Wir werden schon wieder eine Kostbar aufmachen."

Mit einem neuen Geschäftspartner ist er derzeit auf der Suche nach einem geeigneten Standort. Doch der darf nicht gewöhnlich sein - das historische "Haus Messer" hat hohe Maßstäbe gesetzt. "Am liebsten würden wir ja an den Markt gehen", sagt er und freut sich, dass er bei der Objektsuche auch Unterstützung durch die Stadtverwaltung erhält. Die fürchtet natürlich, dass die gastronomische Institution die Stadt verlässt. In der Tat: Sollte es in Ratingen nicht klappen, will Müller in Düsseldorf weiter machen.

Der einzige, den das freuen dürfte, ist Peter Barta. Der Unternehmensberater ist der neue Pächter im "Haus Messer" - und will sich dort ebenfalls auf vegetarische Kost konzentrieren. Denn ohne die Kostbar sieht er einen beträchtlichen Bedarf in Ratingen, den er sogar mit einer Untersuchung belegt hat. Doch Barta will nicht in die Fußstapfen seines Vorgängers treten. Sein Konzept geht weit über das des reinen Restaurants hinaus. Das lässt auch schon der Name erahnen: "Maurafubi" wird die Einrichtung heißen, die nach dem Willen von Barta im Mai eröffnen soll.

Im Erdgeschoss ist eine "Paninothek" geplant, ein Bistro-Café, in dem tagsüber die italienischen Panini gereicht werden. Abends soll sich das "Maurafubi" in eine Bar mit Lounge-Atmosphäre verwandeln. Wer anspruchsvoll speisen möchte, wird in Zukunft in den ersten Stock gebeten. Dort soll das vegetarische Restaurant angesiedelt sein. Übrigens nur zu 98 Prozent vegetarisch: "Wenn ich einen guten Hirsch oder guten Fisch kriege, wird es den auch mal geben."

Der Clou am "Maurafubi" soll aber ein ganz anderer sein, die Gastronomie ist nur Mittel zum Zweck: Barta will einen kulturellen Treffpunkt schaffen, in dem junge Künstler ein- und ausgehen. "Ich arbeite mit den Musikhochschulen in Düsseldorf und Essen zusammen", erklärt er. Von dort will er junge Talente nach Ratingen holen, will ein Forum schaffen für Kammerkonzerte, Klezmer oder Jazz, will Lesungen und Diskussionsabende anbieten.

"Das ist ein Traum, den ich schon seit Jahren habe", sagt Barta. Und den Traum lässt er sich einiges kosten. Das Haus Messer wird nämlich bis Mai von Grund auf saniert: Neue Böden, eine neue, moderne Küche, Sanitäranlagen "eigentlich bleiben nur die Mauern stehen", sagt Barta. Bis zu einem gewissen Betrag trägt die Kosten die Evangelische Kirche, der das Haus gehört.

Den großen Rest zahlt Peter Barta privat. Denn die komplette Sanierung des maroden Hauses zu übernehmen, war die Gemeinde nicht bereit. Eher hätte sie das Haus abgestoßen. An den Uneinigkeiten über die hohen Sanierungskosten war auch schon das Mietverhältnis mit der "Kostbar" gescheitert. Doch Barta wollte sich davon nicht abschrecken lassen, er hatte sich schon in das Haus verliebt. "Und ich lasse mir doch nicht von ein paar Euro eine solche Perle kaputt machen."

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