Ratingen: Neuer Job nach 13 Jahren

13 Jahre lang war Petra Jünemann für die Familie da. Seit vier Wochen arbeitet sie wieder. Geschafft hat sie das durch Eigeninitiative.

Ratingen. 13 Jahre hat Petra Jünemann den Haushalt geschmissen, die Kinder zur Schule und zum Sport gebracht, am Bett der Söhne gesessen, wenn sie krank waren. Nach der Geburt der Kinder wieder zu arbeiten, kam für sie damals nicht in Frage. Sie sei mit ihrem Mann gerade nach Ratingen gezogen. "Eine Oma, die auf die Kinder hätte aufpassen können, gab es nicht." Ihr Beruf habe sich schwer mit der Familie vereinbaren lassen: "Es ist ja nicht so, dass ich als Hausfrau abends die Waschmaschine anwerfe und damit die Arbeit getan ist."

Doch als ihr Ältester zehn Jahre alt ist, will auch die Rechtsanwalts- und Notargehilfin wieder arbeiten. Sie beginnt, sich nach einer neuen Arbeitstelle umzusehen. Passendes findet sie anfangs nicht. "Es ging nicht richtig vorwärts."

Das Problem: Die wenigsten Arbeitgeber sind so flexibel, dass sie Teilzeitstellen anbieten. Selbst wenn: "Karriere machen kann man dann nicht mehr", sagt Jünemann. Sich arbeitslos zu melden, kam für die 42-Jährige damals nicht in Frage. Jünemann wollte sich ihren zukünftigen Arbeitgeber selbst aussuchen. "Ich wollte einen Arbeitsplatz, der mit den Kindern vereinbar ist."

Jünemann ist verheiratet. Sie konnte sich Zeit lassen mit der Rückkehr ins Berufsleben. Ein Ausnahmefall, wie Gesche Hansmeier, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Ratingen sagt. Mit dem neuen Unterhaltsrecht drängen zunehmend Frauen in die Beratungsstelle, die auf einen Arbeitsplatz angewiesen sind. "Da kommen Frauen, die seit 20 Jahren nicht mehr gearbeitet haben", sagt sie. "Das ist dann die Frauen-Generation, die zu Hause geblieben ist."

Hansmeier sieht sich in einer Lotsenfunktion. Es gelte abzuklären, welche Programme der Berufsrückkehrerin wirklich weiterhelfen könnten. Sind die Kinder noch klein, müsse zudem die Kinderbetreuung geregelt werden. Schwierig sei das vor allem bei Frauen, die vor der Geburt der Kinder in Supermarkt oder Hotel gearbeitet hätten. Berufe, in denen die Mütter oft nicht vor 22Uhr nach Hause kämen. "Dann bleibt nur noch die Möglichkeit, privat eine Tagesmutter rekrutieren." Ob Frauen tatsächlich in den Beruf zurückfänden, hänge auch von deren Eigeninitiative ab. "Es gibt Frauen, die sind sehr motiviert und strukturiert. Sie finden auch schneller eine Arbeitsstelle."

Auch Jünemann hat die Initiative ergriffen. Da sie nur arbeitssuchend gemeldet gewesen sei, habe sie nicht an den Fortbildungskursen der Arbeitsagentur teilnehmen können. Schließlich kümmert sie sich selbst um die Weiterbildung: "Ich habe Kurse bei der Volkshochschule belegt." Jünemann lernt mit dem Computer umzugehen. Doch eine neue Arbeit, die zeitlich zur Familienplanung passt, findet sie erst, als sie an einem Workshop für Berufsrückkehrerinnen teilnimmt.

Für Jünemann eine Erfahrung, die motiviert. Auf einmal habe sie nicht mehr nur ihre beruflichen Defizite gesehen, sondern auch die Vorteile der Familienzeit. "Ich habe begriffen, dass ich in dieser Zeit viel gelernt habe - sei es einen Streit zu schlichten, erste Hilfe zu leisten, oder ein Auge auf die Haushaltskasse zu haben." Nach Ende des Kurses ergreift sie die Initiative. "Der Workshop hat mich erst auf die Idee gebracht, mich blind zu bewerben." Seit vier Wochen nun arbeitet Jünemann in der Comenius-Schule als Sekretärin. Eine Arbeit, die ihr noch genug Zeit für die Kinder lässt und Spaß macht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort