Ratingen: Neue Pläne für die Kirchgasse

Der Entwurf der Firma Interboden ist der Favorit. Doch auch er muss noch nachgebessert werden.

Ratingen. In der unendlichen Geschichte "Parkhaus Kirchgasse" wird endlich ein neues Kapitel aufgeschlagen. Dass der städtebauliche Schandfleck weg soll, darüber herrscht seit langem Einigkeit. Doch was an dieser markanten Stelle in guter Innenstadtlage entstehen soll, war bislang in der Schwebe. Ein Architekten- und Investorenwettbewerb wurde europaweit ausgeschrieben - mit völlig unbefriedigendem Ergebnis: Keiner der eingereichten Entwürfe fand Gefallen. Darauf wurde das Vergabeverfahren förmlich aufgehoben, damit die Stadt direkt mit interessierten Investoren über die Bebauung verhandeln kann.

In einer lang ersehnten Vorlage stellt das Planungsamt jetzt die Vorschläge dreier Investoren dar, bewertet sie und schlägt einen als Favoriten vor: den Entwurf der Ratinger Baufirma Interboden. Sie soll jetzt noch fünf Monate Zeit bekommen, ihren Entwurf nachzuarbeiten und zu verbessern. Außerdem erhält sie "die exklusive Marktrecherche zur Entwicklung der Immobilie", wie es im Beschlussvorschlag für die Politik heißt.

Der Interboden-Entwurf kommt den in der Ausschreibung formulierten Zielsetzungen und der Erwartungshaltung der Verwaltung noch am nächsten, gleichwohl muss er "in mehreren Punkten überarbeitet" werden. Das Modell sieht einen modernen, würfelförmigen Komplex aus zwei Baukörpern vor. Im Erdgeschoss könnten 1100 Quadratmeter Verkaufsfläche entstehen.

Im ersten Geschoss wäre Platz für Gastronomie, die zudem eine Außenterrasse im erhöht angelegten und über eine Freitreppe erreichbaren Innenbereich haben könnte. Die Obergeschosse entlang Kirchgasse und Turmstraße sind für Wohnungen vorgesehen, im Turmbau an der Straßenecke sind Loftbüros geplant. Die echten "Citywohnungen" weisen eine Gesamtwohnfläche von 1900 Quadratmetern auf.

Das Planungsamt beurteilt das "Quartier Kirchgasse" als architektonisch und städtebaulich überzeugend - vor allem der Eckbau und die Treppenanlage, weist aber gleichwohl auf einige Mankos hin: Vor allem die Höhen und Abstände der Gebäude sollen perspektivischen Untersuchungen noch einmal genauer geprüft werden, damit das Denkmal "Suitbertusstuben" nicht erdrückt wird.

Die Entwürfe der beiden anderen Investoren fallen dagegen deutlich ab. Der "Bieter A" hatte ein Ensemble von drei Baukörpern vorgesehen, das sich von der Umgebung aber deutlich abgesetzt hätte - aus Verwaltungssicht ein Widerspruch zur städtebaulichen Struktur der Altstadt. Der Entwurf des anderen Investors wird als "typische Einzelhandelsimmobilie mit aufgesetzter Wohnnutzung" gesehen.

2900 Quadratmeter Verkaufsfläche (die zu vermarkten von der Verwaltung bezweifelt wird) und zweigeschossige große Glasfronten würden dem Ziel der Ausschreibung zuwiderlaufen. Das Urteil: "Das Gebäude existiert ausschließlich für sich selbst, bietet keine Idee oder irgendeinen Anreiz zur Weiterentwicklung der städtebaulichen Struktur." Kurzum: Es sei eine sich selbst genügende Einzelhandelsimmobilie, die in jeder anderen Innenstadt platziert werden könnte.

Die Stadt will Interboden fünf Monate Zeit zum Nachbessern geben. Zugleich soll über den Kaufpreis oder den Erbpachtzins für das Grundstück verhandelt werden.

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