Ratingen: Neubau erhitzt die Gemüter

Beschwerden über ein neues Haus am Hauser Ring: Darf hier so gebaut werden? Die Verwaltung hat es genehmigt.

Ratingen. Für die einen ist es ein Schandfleck, der eine der markantesten und schönsten Ansichten Ratingens verhunzt, für die anderen ist es ein normales Geschäft der laufenden Verwaltung.

Der Hausneubau am Hauser Ring/ Ecke Brüggelmannweg sorgt für kontroversen Gesprächsstoff - seit die Ausmaße des Gebäudes immer deutlicher zutage treten. Darf an dieser exponierten Stelle überhaupt so gebaut werden? Es darf, sagt das Planungsamt. Das allerdings wird inzwischen von vielen bezweifelt.

Die Bürger Union hatte bereits um Erklärung gebeten, auf welcher Rechtsgrundlage der Neubau genehmigt worden sei. Im Stadtentwicklungsausschuss hatte Planungsamtsleiter Michael Hölzle versucht, die Entscheidung der Verwaltung nachvollziehbar zu machen. Entscheidend sei, dass das Baugrundstück im unbeplanten Innenbereich liege.

Deshalb bestehe nach Paragraf 34 Baugesetzbuch auch Baurecht. Der Neubau füge sich in die umgebende Bebauung ein. Im "Außenbereich" hätte der Neubau nie genehmigt werden können. Laut Hölzle endet der Außenbereich jedoch an der Grundstücksgrenze. Beschwerden seien erst laut geworden, nachdem die Baustelle immer größer und die Sicht auf die Wasserburg beeinträchtigt wurde.

"Anderseits: An der hohen Mauer entlang des Grundstücks hat sich jahrelang niemand gestört", sagte Hölzle im WZ-Gespräch. Das Bauprojekt sei ein "Geschäft der laufenden Verwaltung", weshalb es auch nicht weiter publik gemacht wurde. Hölzle sagte dem Ausschuss zu, Vorhaben in sensiblen Bereichen künftig vorher vorzustellen.

Die Erklärungen aus dem Planungsamt kann Lothar Diehl, Fraktionsvorsitzender der Bürger Union, nicht nachvollziehen. "Wenn man den Außenbereich nach innen legt, hat man einen Innenbereich - so einfach geht das aber nicht."

Dass das Grundstück bebaut werden darf, sei nicht strittig, die Frage sei nur auf welche Art. "Es sieht doch ein Blinder mit dem Krückstock, dass dieser Bau den Blick auf die Wasserburg beeinträchtigt und das Gesamtbild zerschlägt."

Der Bau müsse sich der Umgebung anpassen - "das tut er aber nicht." Der Grundriss hätte an den anderen Häusern ausgerichtet werden müssen, stattdessen rage er aus dieser Linie heraus. Deshalb sei auch eine Erschließung des Grundstücks zum Hauser Ring hin erforderlich, die anderen Häuser haben ihre Zufahrt vom Brüggelmannweg aus.

Diehl betonte, dass man dem Bauherrn nicht schaden wolle, er fürchtet aber die Schaffung eines Präzedenzfalls: "Theoretisch könnten jetzt andere Anwohner Ausbauten auf ihren Grundstücken fordern." Bevor man weitere Schritte erwäge, will man die schriftliche Antwort aus dem Planungsamt abwarten.

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