Ratingen: Menschen - Bauherr mit Feingefühl

St. Peter und Paul ist Bruno Schleuters Lieblingskirche. Jetzt hat er sie mit 16000 Streichhölzern bis ins kleinste Detail nachgebaut.

Ratingen. Jeder kann behaupten, dass er Fingerspitzengefühl hat. Aber Bruno Schleuter hat es bewiesen. Mit seinem Gefühl und seiner Liebe für Details hat er aus kleinen Hölzern etwas Beachtliches geleistet. Und zwar die Kirche St. Peter und Paul aus 16 000 Streichhölzern im Maßstab 1:70 originalgetreu nachgebaut.

"Ich wollte das schon immer einmal ausprobieren. Dann habe ich einfach losgelegt", sagt er. Dass er die Innenstadtkirche nachbaut, sei für ihn von Anfang an klar gewesen. "Dort wurde ich getauft, gefirmt und auch geheiratet habe ich auch in St. Peter und Paul. Durch diese Erlebnisse fühle ich mich mit der Kirche sehr eng verbunden."

Im Januar 2007 hat Schleuter sich ans Werk gemacht, nach und nach die 16 000 Streichhölzer gekauft und Holzstöcke von Sylvesterraketen gesammelt. "Die habe ich gebraucht, um die Grundkonstruktion der Kirche zu bauen", erklärt Schleuter. Zwei Werkzeuge waren Schleuters ständige Begleiter während der 15-monatigen Bauphase.

Mit einem Seitenschneider hat er die Zündköpfe der Streichhölzer gekappt und sie danach mit einer Pinzette zusammengesetzt. Damit der Streichholz-Bau nicht in sich zusammenfällt, hat der 69-Jährige einen halben Liter Bastelleim verbraucht, um die Hölzchen zu kleben. Wie viel Geld die ganze Aktion gekostet hat, kann er nicht genau sagen. "Das spielt aber auch keine Rolle."

Bevor sich der leidenschaftliche Bastler aber an die Arbeit machen konnte, musste er tief in die Geschichte der Kirche eintauchen. Dazu hat er jede Menge Bücher über St. Peter und Paul gelesen. "Dadurch wusste ich, wie der Grundriss der Kirche aussieht und wie groß die Türme sein müssen", bemerkt Schleuter. Bei seiner Literaturforschung über St. Peter und Paul machte er auch eine erstaunliche Entdeckung.

"Der rechte Turm ich schmaler als der linke. Das habe ich in dem Modellbau berücksichtigt", erklärt Schleuter, der auch 50 Digitalaufnahmen der Fenster, Türme, Türen und der Fassaden der Kirche gemacht hat. Denn sein Modell sollte dem Original bis ins Detail sehr nahe kommen. So hat Schleuter aus den Fotos nicht nur die Fensterbögen ausgeschnitten und auf den Streichholzbau aufgeklebt, sogar der goldener Wetterhahn steht auf dem 70 Zentimer hohen Kirchturm - eben wie beim großen Original.

Ans Aufgeben hat er während der mühevollen Kleinarbeit nie gedacht. "Dafür hat die Bastelei zu viel Spaß gemacht", sagt Schleuter. Schon als Kind habe er immer gerne an kleinteiligen Dingen gewerkelt. "Damals war es meine Modelleisenbahn, an der ich gebastelt habe, jetzt war es eben der Kirchenbau aus Streichhölzern", sagt der pensionierte Bankangestellte.

Seine Familie habe ihn dabei immer unterstützt. "Ansonsten hat es auch keiner gewusst, was ich zuhause hinter verschlossener Türe fabriziere", berichtet Schleuter. Jetzt würden aber immer mehr Leute, die sein Werk im Medienzentrum schon gesehen haben, anrufen und ihn für sein Werk loben

Für den 69-Jährigen die Bestätigung, noch einmal Hand an Streichhölzer zu legen, um ein weiteres Gebäude nachzubauen. Welches das sein wird, weiß Schleuter noch nicht. Aber der Bauherr mit Feingefühl wird sicherlich etwas finden, womit er sein Fingerspitzengefühl wieder unter Beweis stellen kann.

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