Ratingen: Mädchen werden immer aggressiver

Messerstecherei in Schule: Die Hintergründe und Abläufe sind noch nicht völlig geklärt. Die Polizei ist bestürzt über die Heftigkeit der Attacken.

Lintorf. Noch keine endgültige Klarheit hat die Polizei über den genauen Hergang und die Hintergründe der Prügelei und Messerstecherei unter Mädchen der Heinrich-Heine-Hauptschule auf dem Schulhof des Lintorfer Schulzentrums (wir berichteten am Dienstag). "Die Vernehmungen von Beteiligten und Zeugen gehen noch weiter", erklärte Kripochef Bernd Lingott. Noch ist nicht alles geklärt: Wer hat zugestochen, wer hat "nur" geprügelt und getreten? Auch wird noch der Jugendliche gesucht, der der mutmaßlichen Haupttäterin das Messer abgenommen haben soll. Auch von der Tatwaffe fehlt noch jede Spur. Es sei immer schwierig, nach "tumultartigen Auseinandersetzungen" die daran beteiligten Personen auseinanderzudröseln, so Lingott. Der Kripochef zeigte sich vor allem bestürzt über den Umgang der 14- bis 16-jährigen Mädchen untereinander: Übelste Schimpfwörter und gegenseitige Beleidigungen seien bei ihnen an der Tagesordnung. "Es ist unfassbar, welche verbale Aggressivität da zum Vorschein kommt." Die Hauptschule sei aber bisher noch nie als polizeilicher Brennpunkt aufgefallen. Dass handfeste Auseinandersetzungen - bislang eher das "Privileg" von männlichen Jugendlichen - jetzt auch unter Mädchen zunehmen, nimmt die Polizei nicht auf die leichte Schulter. "In dieser Heftigkeit haben wir das bisher noch nicht gehabt. Wir hängen das hier sehr hoch", sagt Lingott. Er erinnert sich an einen Fall vor einem Jahr, als mehrere Mädchen einem anderen eine Zigarette auf dem Arm ausgedrückt hatten. Auffällig ist, dass es immer wieder der gleiche Kreis von Mädchen ist, die es mit der Polizei zu tun bekommen - mal als Täterinnen, mal als Opfer.

Am Dienstag kam es erneut zu einem Gerangel auf dem Schulhof

Der zunehmenden Aggression und Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen will die Polizei mit zwei Strategien entgegentreten: "Repression und Vorbeugung", so Lingott. Durch mehr Präsenz vor Ort soll das Aufkommen von Gewalt im Keim erstickt werden. So auch am Dienstagmittag, als es auf dem Schulhof erneut zu einem Gerangel gekommen war - diesmal unter zwölf- bis 13-jährigen Schülern. Zudem will die Polizei durch gezieltes Ansprechen den einschlägig bekannten "Kandidaten" klarmachen: Aufgepasst! So geht’s nicht weiter.

Der Leitung der Heinrich-Heine-Schule droht inzwischen Ungemach: Ihr wird vorgeworfen, nach der Messerstecherei weder Polizei noch Rettungswagen alarmiert zu haben. Das verletzte Mädchen war vom Schulhof zu einer Freundin nach Hause geflüchtet, deren Mutter dann den Notruf gewählt hatte.

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