Ratingen: Liebfrauenschule - Abschied von den Schwestern

Nach 99 Jahren in Ratingen wird die Kommunität der Schwestern vom Orden Unserer Lieben Frau aufgelöst.

Ratingen. Nach 99 Jahren geht heute eine Ära zu Ende: Mit einem festlichen Gottesdienst in der Suitbertuskirche und einem Festakt in der Schule verabschiedet die Liebfrauenschule die letzten vier Schwestern des Ordens Unserer Lieben Frau. Die Kommunität der Schwestern wird aufgelöst, die vier Nonnen in andere Klöster versetzt.

Im nächsten Jahr hätten die Ordensschwestern in Ratingen ihr "100-Jähriges" feiern können. Doch daraus wird jetzt nichts mehr. "Der Abschied fällt schon sehr schwer", gesteht Schwester Maria Annette.

Jahrzehntelang hatten die Schwestern das Stadtbild geprägt, vor allem zu den Zeiten, als bis zu 30 Ordensfrauen in der Liebfrauenschule an der Schwarzbachstraße lebten.

Zuletzt waren es nur noch vier, die sich um die Schulpforte, um den Blumenschmuck der Schulkapelle und die Bücherei gekümmert haben. "Sie werden uns fehlen, wir bedauern den Weggang sehr", sagt Schulleiter Johannes Steggers. Eine soll bleiben und weiter die Bücherei betreuen.

Bis vor drei Jahren haben die Schwestern an der Schule noch unterrichtet, außerdem waren sie immer bei den religiösen Besinnungstagen eingespannt und in der Gemeinde aktiv. Jetzt werden die Ordensfrauen in einem Altenheim bei Grefrath unterkommen oder ins Ordenshaus nach Mühlhausen gehen.

Knapp 15 Jahre ist es her, dass die Schwestern die Liebfrauenschule noch komplett geleitet hatten. Nachdem 1993 Schwester maria Bonifaza in den Ruhestand gegangen war, trat Johannes Steggers die Nachfolge an. Zugleich übernahm das Erzbistum Köln die Trägerschaft der Schule.

Gegründet wurde sie als "Katholische Höhere Privat-Mädchenschule" im Jahre 1900 durch die Gemeinde St. Peter und Paul, "weil Mädchen damals viel zu wenig Unterricht hatten", weiß Schwester Maria Annette.

Im April 1910 übernahmen dann die Schwestern Unserer Lieben Frau das "Lyzeum", wie es damals hieß. 1911 entstand dann an der Schwarzbachstraße der Neubau und ein Internat, das ebenfalls die Ordensschwestern leiteten.

Sie durchlebten aufregende Zeiten. Während des Ersten Weltkrieges wurde in dem Gebäude ein Kriegslazarett eingerichtet, der Unterricht fand dennoch statt. Nach Kriegsende diente die Schule als Quartier für durchziehende Truppen.

Zur Schule gehörte auch lange Jahre ein Kindergarten, der 1962 errichtet und von den Schwestern geleitet wurde. In dem Internat wurden bis 1999 rund 120 Kinder betreut. Schwester Annette: "Als wir das aufgaben, war es ein großer Schnitt."

Jetzt folgt aber ein noch größerer, endgültiger: Die Schwestern verlassen die Schule für immer. Ihre Wohnung im Dachgeschoss des Schulgebäudes und das ganze Stockwerke werden umgebaut, um die rund 400 Quadratmeter für den Unterricht nutzbar zu machen.

Was bleibt, sind Erinnerungen vieler Ratinger Großmütter und Mütter, die einst selbst bei den Ordensschwestern Schülerinnen waren und heute ihre Töchter oder Enkelinnen auf der Schule haben. Sie werden künftig nicht mehr an der Pforte von einer freundlichen Schwester begrüßt.

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