Ratingen: Kammmolch nervt die Kicker

Planung: Beschwerden verzögern den Bau der Bezirkssportanlage: Sie wird erst 2011 fertig. Bei 04/19 wollen viele Kinder deshalb den Verein wechseln.

Ratingen. "Für uns ist das eine Katastrophe!" Gerade jetzt bei den schwierigen Wetterbedingungen zeige es sich doch besonders, wie dringend die Anlage gebraucht werde. Jens Stieghorst, Vize beim Fußballverein Ratingen 04/19 ist verärgert darüber, dass die neue Bezirkssportanlage nördlich der Kalkbahn erst im Herbst 2011 fertig werden soll - gut ein Jahr später als bisher geplant. "Unsere Jugend konnte in diesem Jahr erst dreimal trainieren."

Vor allem die Kinder- und Jugendteams von 04/19 würde am meisten von den neuen Plätzen profitieren: regelmäßiges und verlässliches Training auch im Winterhalbjahr, mehr Trainingsplätze überhaupt, um die Warteliste abbauen zu können. Das ist jetzt alles noch ein Jahr in die Zukunft gerückt. "In der Jugendabteilung ist der Unmut groß", weiß Geschäftsführer Klaus Poplawski. Immer mehr wollen schon den Verein wechseln.

Weil man zu wenig Trainingsmöglichkeiten hat, musste im Kinder- und Jugendbereich ein Aufnahmestopp verhängt werden. Poplawski: "Wir haben 100 Kinder auf der Warteliste." Wenn die Bezirkssportanlage jetzt ein Jahr später fertig wird, würde der Verein noch mehr Boden verlieren. "Wir haben eh Probleme im Jugendbereich. Die werden nicht weniger, wenn noch mehr gute Spieler abwandern oder von unten keine Talente mehr nachkommen."

Warum wird die Sportanlage erst frühestens im Herbst 2011 statt wie geplant im Sommer 2010 fertig? Eigentlich sollte nach der Ursprungsplanung in diesen Tagen Baubeginn sein. "Seit der Bauantrag für die Erdanschüttung gestellt wurde, sind wir mit Aufsichtsbeschwerden überzogen worden", sagt Manfred Fiene, Leiter des Grünflächenamtes.

Petitionen im Landtag, Strafanzeigen, Fachaufsichtsbeschwerden beim Landrat - die Bürgerinitiative Götschenbeck zog alle Register. Und zu allem musste das Grünflächenamt umfangreiche Stellungnahmen abgeben. Einen so massiven Widerstand von so wenigen Leuten habe er selten erlebt, erklärt Fiene. "Man muss klar sagen: Die wollen die ganze Anlage verhindern." Bis jetzt sei nur eine Verzögerung erreicht worden, denn alle Fachaufsichtsbeschwerden seien zurückgewiesen worden.

Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung: der unter Naturschutz stehende Kammmolch. Die Naturschützer sehen das Gelände der Sportanlage als seinen Lebensraum. Ein nachgefordertes Gutachten hatte jedoch ergeben, dass das Areal von den Tieren lediglich durchquert wird. Fiene: "Als das Gelände noch als intensiv bestellter Acker genutzt wurde, war es für die Molche eine Todeszone."

Um den Tieren auch künftig die Wanderung zwischen ihrem Sommerquartier am Bahndamm und dem Winterquartier am Waldrand zu ermöglichen, werden in der neuen Sportanlage so genannte Aufkantungen angelegt, die die Molche in die richtige Richtung leiten. Zudem wird auf einer Nebenfläche ein Tümpel angelegt.

Die Verzögerungen sind nicht mehr aufzuholen. Aus Kapazitätsgründen kann das Tiefbauamt den Kanal zur Entwässerung des Geländes nicht im Sommer, sondern erst 2010 verlegen. Außerdem muss weiter aufgeschüttet werden. Der Aushub aus dem Regenrückhaltebecken Dechenstraße war geringer als geplant. Jetzt müssen 7000 Kubikmeter anderweitig besorgt werden.

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