Ratingen: Jubiläum für Frauengemeinschaft

Am 8. März wird die katholische Frauengemeinschaft von St. Peter und Paul 100 Jahre alt.

Ratingen. Als Felicitas Ptok vor sieben Jahren nach Ratingen kam, dachte sie über die katholische Frauengemeinschaft, es sei ein Verein älterer Damen, "die den ganzen Tag nur Kaffee trinken". Heute ist Ptok Sprecherin des Vereins und hat mit ihren Damen am 8. März ein großes Jubiläum zu feiern: Seit 100 Jahren besteht die katholische Frauengemeinschaft in St.Peter und Paul.

In diesen Jahren haben sich lebenslange Freundschaften entwickelt, viele Frauen haben Trost und Zuspruch gefunden und in der Gemeinschaft Missionsprojekte im Ausland unterstützt.

Ihre damaligen Vorurteile warf Ptok schnell über Bord: "Die katholische Frauengemeinschaft ist sehr fortschrittlich. Alle zehn bis 15Jahre bilden sich neue Gruppen." Damit bildeten sich immer wieder Kreise aus jungen Leuten, die entsprechend ihrer Lebenssituation unterschiedliche Themen besprechen können.

Am 8. Februar 1909 gründete sich eine christliche Gebetsgemeinschaft von Müttern, als "Marianische Kongregation". Die Mitglieder mussten sich verpflichten, einen christlichen Lebenswandel zu führen. Wer den Richtlinien nicht nachkam, wurde ausgeschlossen. Schon fünf Jahre nach seiner Gründung stand der Verein vor großen Herausforderungen: der Erste Weltkriegs, die daraus folgenden politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen der Weimarer Republik.

Die Frauen der Pfarrgemeinde kümmerten sich um die Bekleidung und Ernährung der Kinder, deren Mütter oft unter der Verantwortung zusammenbrachen.

1939 lösten die Nationalsozialisten den Verband auf. Die meisten Ratinger Frauen und Mütter hielten aber dennoch fest zusammen. Erst nach dem Krieg lebt der Mütterverein Ratingen wieder offiziell auf. Unter dem Dachverband der katholischen Frauengemeinschaft bildete sich der Missionskreis, der bis heute Hilfsprojekte in Peru und Brasilien unterstützt.

Heute gibt es vier Frauengruppen, die sich regelmäßig treffen, gemeinsame Ausflüge machen, diskutieren und einander zuhören. Die Gruppe "Spektrum" wurde im Jahr 2005 gegründet, um jüngere Mitglieder zu werben: Sieben Frauen im Alter zwischen 25 und 40 gehen regelmäßig gemeinsam ins Theater, laden Referenten zu bestimmten Themen ein oder machen Radtouren.

Aber auch sozialpolitisch hat sich die katholische Frauengemeinschaft seit jeher engagiert. Zur Durchsetzung der Elternzeit und des Erziehungsgeldes sammelten die Frauen Unterschriften und schickten sie an die Regierung. Auch gegen häusliche Gewalt oder Zwangsprostitution haben sich die Frauen eingesetzt, zu Infoveranstaltungen eingeladen und Flugblätter verteilt.

Am Ideenreichtum der Gemeinschaft hat sich im Laufe der Jahre kaum etwas verändert, die Einstellung hat sich hingegen gewandelt: "Früher war es selbstverständlich, dass Frauen nach der Heirat oder spätestens nach dem ersten Kind, der Gemeinschaft beitreten. Heute nicht mehr." Das habe aber auch zu einer neuen Qualität geführt.

"Sie kommen, weil sie den Kontakt bewusst suchen, nicht weil es selbstverständlich ist, Teil der Gruppe zu sein", meint Ptok. Diese Einstellungsänderung bringt aber auch einen Mitgliederrückgang mit sich. "Die Zahlen schrumpfen", sagt Ptok. Heute zählt die katholische Frauengemeinschaft von St. Peter und Paul nur noch 160 Mitglieder. 2002 waren es immerhin 400.

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